Donna Leon: Lasset die Kinder zu mir kommen. Diogenes

Viele widerliche Charaktere
Um das Geschäft mit der menschlichen Reproduktion geht es in Donna Leons neuem Krimi, um Kinderwunsch und Kinderhandel und darum, wie an sich sinnvolle Gesetze menschlichem Empfinden zuwiderlaufen. Das alles könnte in wohlfeile Gefühligkeit ausarten, aber diesmal hat Leon substantiell wieder zugelegt und schafft es von den seichten in tiefere Gewässer der Reflexion. Eben erst hat der Kinderarzt Pedrolli seinen kleinen Adoptivsohn schlafen gelegt, da stürmen vermummte Bewaffnete die Wohnung und  schlagen den entsetzten Vater, der das Kind schützen will, nieder. Der Arzt wird mit einem Schädelbruch ins Krankenhaus eingeliefert und Commissario Brunetti aus dem Bett geholt. Ein heikler Fall, denn die rabiaten Vermummten waren Carabinieri, deren Einsatz angeblich der Kriminalpolizei avisiert gewesen ist. Kompetenzstreitigkeiten bahnen sich an. Dottor Pedrolli hat seinen Sohn anscheinend unter Umgehung aller Gesetze einer Albanerin abgekauft, die das Kind nicht haben wollte. Das ist verboten,- aber ist das nicht das beste für das Baby? Jemand muss Pedrolli angezeigt und die Razzia in Gang gesetzt haben. Während der beliebte Arzt in seiner eigenen Klinik behandelt wird, schafft man das Baby ins auf Nimmerwiedersehen in ein Waisenhaus, was alle empört. Leons Krimi ist voll von widerlichen Charakteren, von altbekannten, karrieregeilen Vorgesetzten, bigotten Apothekern und geschniegelten Aufsteigern. Auch eine besonders eklige Variante eines rechtsradikalen Politikers ist mit seiner pseudohistorischen Inszenierung des Büroambientes und seiner Selbstgefälligkeit recht boshaft gezeichnet.  


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