Franz Kabelka: Dünne Haut. Haymon

Therapie mit Hindernissen
„Sie hockt auf ihm wie ein Ringer auf dem Besiegten, mit einem orangen Ding in der Hand. Schwer zu sagen, wie sie an sein Stanley rangekommen ist." Alptraum oder Wirklichkeit? Das fragt sich nicht nur der Leser, sondern auch Chefinspektor Tone Hagen, der sich zwecks Erholung in einer  psychosomatischen Klinik befindet. Und das kam so: ein Verkehrsrowdy in Papas feinem BMW provoziert Hagen dazu, eine Bierflasche auf dem Gefährt zu zerdeppern. Das kommt nicht gut an und der Beschluss lautet, Chefinspektor Hagen hat ein Burn-out und braucht eine Auszeit, am besten nicht im heimischen Vorarlberg, das wäre peinlich, wenn die Presse draufkäme, sondern in einer süddeutschen Einrichtung. Dort kann er mit Tanzkurs, Malen und Gruppentherapie zu sich selbst finden, das ist zumindest der Plan. Aber es kommt anders, denn in dieser Klinik sind nicht nur die Insassen sonderbar, auch das Personal ficht allerlei verborgene Kämpfe aus. Als Katalysator für dräuende Explosionen wirkt eine extrem manipulative Femme fatale, die die Therapeutinnen zur Verzweiflung bringt, einen der Ärzte des sexuellen Missbrauchs bezichtigt und Hagen eindeutige Avancen macht. Der aber erweist sich als weitgehend resistent, denn er hat den furchtbaren Unfall seiner Verlobten noch nicht verwunden. Diese Geschichte wird in Rückblenden erzählt und erklärt den instabilen Zustand des Chefinspektors, der erst einmal gar nichts von allzu tiefer, weil schmerzlicher Introspektion wissen will und sich in der Gruppentherapie möglichst bedeckt hält. Glücklicherweise sind bald seine ermittlerischen Fähigkeiten gefragt und da kann Hangen gut vor sich selbst davonlaufen. Franz Kabelkas schlanker Krimi ist eine ausbalancierte Wanderung zwischen Wahnwelten und Wirklichkeit, er hat nicht nur Dramatik, sondern auch Humor und eine eigene Kauzigkeit, die schon die zwei vorangegangenen Bücher kennzeichnet.


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