Hansjörg Schneider: Hunkeler und die goldene Hand. Ammann

Missglückte Kur
Der Basler Kriminalkommissär Peter Hunkeler liegt im lauwarmen Wasser eines Solebades und hat eine Depression. Man hat ihn aufs Abstellgleis geschoben und wegen seiner Rückenprobleme auf Kur geschickt. Hunkeler denkt trotzig über seinen endgültigen Rückzug aufs Land nach, doch daraus wird nichts, denn im nebelumwaberten Solebad treibt alsbald eine Leiche. Hunkeler versucht sich einzureden, dass ihn das alles nichts anginge, aber er wird bald hochoffiziell gebeten, sich einzuschalten und handelt sich damit eine Menge Ärger ein. Der Tote war ein bekannter Kunsthändler und bekennender Schwuler, von dem die Mär geht, dass er sich illegal eine antike Staue angeeignet habe. Hunkelers homophobe Kollegen glauben jedenfalls zu wissen, dass es sich um einen milieutypischen Mord handle und verhaften prompt den Falschen. Verschärft wird die verfahrene Situation durch die sensiblen geografischen Gegebenheiten. Im Dreiländereck zwischen der Schweiz, dem Elsass und Deutschland ist man empfindlich was die Zuständigkeiten angeht, was Hunkeler, der mit den verschiedenen Mentalitäten und Animositäten jongliert, egal ist. Er entwickelt einen Hang zur Kunstgeschichte, sympathisiert mit nicht ganz astreinen Aussteigern, die auf Indianer machen, und beschließt, fortan nicht nur Hühner, sondern auch Schweine zu halten. Dass er die je - wie er ursprünglich vorhatte- schlachten lassen wird, darf bezweifelt werden. Man muss Hansjörg Schneiders grantigen, selbstzweiflerischen Serienhelden einfach mögen. Er ist zwar ein wenig aktiver, aber im Grunde genommen könnte er ein Bruder von Komareks Dorfgendarmen Simon Polt sein. Hier geht es nicht um einen besonders raffinierten Kriminalfall, sondern um Altern, Genussfähigkeit und die Schönheit der Rheinlandschaft: eine durchweg sympathische Synthese.


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