Henning Mankell: Der Chinese. Zsolnay

Ein Massaker und  viele Zufälle
Neunzehn Menschen, massakriert in einem abgelegenen schwedischen Dorf, ein Fall, der Aufsehen erregt und rätselhaft bleibt. Die Richterin Birgitta Roslin entdeckt durch Zufall, dass sich unter den Opfern auch die Pflegeeltern ihrer verstorbenen Mutter befinden. Alte Briefe bringen sie auf eine 150 Jahre zurückliegende Spur, die den Ermittlern ziemlich unwahrscheinlich vorkommt. Weit weg, in Peking, liest einer von den neuen Machthabern ebenfalls in alten Papieren. Es sind die Aufzeichnungen eines geschundenen Vorfahren, der  1863 als Zwangsarbeiter in die USA verschleppt worden war. Henning Mankells Versuch, Gegenwart und Vergangenheit in eine schlüssige Verbindung zu bringen ist nicht geglückt. Zu konstruiert, zu unwahrscheinlich für eine stimmige Thrillerhandlung gestalten sich die Zufälle, es sei denn, man nimmt sie rein symbolisch in dem Sinne, dass begangenes Unrecht über Generationen fortdauert und immer wieder zu neuer Unmenschlichkeit führt. Mankell verliert sich alsbald in seinen üblichen schwarz-weißen Schablonen. Robert Mugabe, ein freundlicher Freiheitskämpfer, wird vom bösen Westen übel verleumdet, die chinesische Führung verrät die im Grunde edlen Ziele Maos und etabliert sich in Afrika als neue Kolonialmacht, - das ist alles ein wenig zu simpel und überfrachtet den Roman hoffnungslos. Es ist fraglos wichtig, darüber nachzudenken, was der wachsende, diskret vorangetriebene chinesische Einfluss auf die Wirtschaft Afrikas bedeutet, doch eignet sich dafür ein politischer Essay besser; ein Roman wie dieser ist ein untaugliches Vehikel, auch wenn er im Detail noch so gut erzählt ist.


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