Johan Theorin: Öland. Piper

Vergilbte Fotos
Wenn es Herbst  wird auf der schwedischen Insel Öland dann reisen all die Sommergäste ab, der Nebel wälzt sich über das Grasland und die Küste. An so einem Tag verschwindet der kleine Jens spurlos. Das Leben seiner Mutter Julia wird für immer überschattet sein und sie wird sich viele Jahre lang vorstellen, dass ihr Kind noch lebt. Als ihr betagter Vater anruft und ihr erzählt, dass ihm jemand eine Kindersandale geschickt hat, kehrt die depressive Julia auf die Heimatinsel zurück. Johan Theorin baut seinen umfangreichen  Roman nicht nach dem typischen Krimi-Muster auf. Hier ermittelt kein offizieller Vertreter des Gesetzes, denn der Fall des abgängigen Kindes ist längst zu den Akten gelegt worden. Es sind Erinnerungen und Vermutungen von ein paar alten Inselbewohnern die die Ereignisse ins Rollen bringen. Immer wieder erzählen sie von einem besonders bösartigen Jungen, der seinen Bruder ertränkt haben soll. Dieser Nils Kant soll später auch zwei deutsche Soldaten, die sich auf die Insel hatten retten können, erschossen haben. Überhaupt wird Nils alles Böse zugeschrieben, was auf dem beschaulichen Eiland passiert ist, sogar Dinge, die Nils niemals getan haben kann, denn Jens ist erst zehn Jahre nach der Beerdigung des Sündenbocks verschwunden. Nun also ist die Sandale des kleinen Jens aufgetaucht, der Absender ist unbekannt, Julia findet einen Freund ihres Vaters tot in einem Steinbruch und lernt den Polizisten kennen, dessen Vater vor vielen Jahrzehnten vom flüchtenden Nils Kant getötet worden ist. Theorins unheimliche Hommage an eine karge Insel lebt von den Naturstimmungen, der Verlangsamung, dem Rückblick in das vorige Jahrhundert. Theorin schreibt, er habe aus den Erinnerungen seines Öländischen Großvaters geschöpft und so liest sich auch die bedächtige Entwicklung eines fesselnden Heimat-Dramas, in dem vergilbte Fotos, greise Männer und südamerikanische Impressionen die Hauptrolle spielen. Theorin plant noch drei weitere Jahreszeiten- Krimis auf seiner Lieblingsinsel. Wir dürfen gespannt sein.


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