Kinky Friedman: Der Gefangene der Vandam Street. Haffmans Verlag bei Zweitausendeins

Die Frau von Gegenüber
Kinky ist  in einer misslichen Lage: zusätzlich zu seiner üblichen Durchgeknalltheit  hat er auch noch einen bösen Malariaanfall. Die Wirklichkeit verzerrt sich aufs Abenteuerlichste, Kinky deliriert, philosophiert und spricht mit seiner ignoranten Katze. Seine Kumpels versammeln sich in der Vandam Street, Manhattan,  um in Kinkys Loft auf ihn aufzupassen. Leider handelt es sich dabei um liebenswürdige Nichtsnutze, die entweder bekifft oder schwer besoffen sind und sich mithin nicht wirklich gut als Krankenpfleger eignen.  Kinky sieht ständig Dinge, die die anderen für irreal halten. Zum Beispiel, wie eine Frau in einer gegenüberliegenden Wohnung mißhandelt wird und auf die Straße läuft. Klar, der Arme hat Halluzinationen; auch die herbeigerufenen Polizisten, die weder die Frau noch die Wohnung finden, sind der Meinung, dass der Fiebernde eine Schraube locker hat. Immerhin ergeben  hartnäckige Nachforschungen, dass die Frau von Gegenüber den Namen einer Toten benutzt. Irgendetwas ist hier oberfaul und Kinkys unfreiwillige Gefangenschaft macht ihn auch nicht genießbarer. Friedmans irrwitzige, schnelle Dialoge sind eine Klasse für sich; er spielt mit bekannten, ehrwürdigen Denkmälern des Genres wie Hitchcock und Sherlock Holmes, verpackt seine hinreißend pessimistische Weltskepsis in alltagstaugliche Merksätze und schert sich den Teufel um politische Correctness. Und wird das Ganze dann überhaupt ein richtiger Krimi? Friedman schlägt auch hier einen Haken und lässt den Leser auf etwas hoffen, das dann - natürlich nicht -eintritt.
Auf der allerletzten Seite, im Dankeswort, wechselt der Autor von der Fiktion in die Realität. Er protestiert gegen die Wegrationalisierung seines Lektors Chuck Adams bei Simon & Schuster. Er hat recht: die Welt wird immer schlechter.


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