Michael Collins: Der Bestseller-Mord. btb

Das Elend des Literaten
Sarkastisch zu Anfang, dann klirrend kalt und mitleidslos entwickelt sich der Krimi vom Michael Collins zu einem hoch spannenden Psychodrama mit überraschendem Ausgang.
Collins schildert erst genüsslich die geschützte kleine Welt einer zweitklassigen US-Universität: Lächerliche Rangkämpfe und Eifersüchteleien, absurde Dialoge von Selbstdarstellern, die einander in intellektuellen Beckmessereien zu übertrumpfen versuchen und schmale Lyrikbände veröffentlichen, um weiter an der Universität bleiben zu dürfen - all das  ist tragikomisch und in der Figur von Pendleton fokussiert. Pendleton, der verklemmte Professor, bemüht sich halbherzig, seinen desinteressierten Studierenden eine Ahnung von Literatur zu vermitteln. In einem Anfall nachtschwarzer Depression versucht er Selbstmord zu begehen, wird aber von der Langzeit-Studentin Abi gerettet. Nicht zu seinem Besten, denn er ist nun ein sprachlos dahinvegetierender Pflegefall. Abi beschließt, ihre Doktorarbeit über das recht marginale künstlerische Schaffen von Pendelton zu schreiben. Da entdeckt sie im Haus des Professors einen Karton mit einem gedruckten, jedoch nie veröffentlichten Roman, der brillant aber schaurig ist. Pendelton hat sich scheints kongenial in die Psyche eines Mörders hineinversetzt und dabei Details eines echten Kriminalfalls beschrieben, die eigentlich nur der Mörder kennen kann. Nichtsdestoweniger wird das Buch ein Bestseller und Abi immer unheimlicher zumute. Ziemlich unheimlich ist auch der manische Ermittler Ryan, der sich in alte ungelöste Fälle verbeißt und von massiven psychischen Problemen heimgesucht wird. Rundum gelungen, intelligent und viel aufregender als der langweilige Titel vermuten lässt.

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