Rob Alef: Das magische Jahr. rotbuch krimi

Marcuses Wasserglas
An sich ist das ein ganz einfacher Kriminalfall: in Berlin wird ein Antiquitätenhändler erschlagen, weil er -vermutlich- etwas versteckt hat, was ein anderer haben will. Doch kaum fügt der Autor die historische Dimension der 68er hinzu wird das Ganze kompliziert und hochdramatisch. Denn der saturierte Schürzenjäger ist mit Artefakten aus den 68er-Bewegung reich geworden als da sind ein Wasserglas aus dem Herbert Marcuse trank, der allererste Spülschwamm der Kommune 1 und andere teure Reliquien. Was hat der Mörder gesucht und nicht gefunden? Weitere Weggenossen der Studentenrevolte werden umgebracht und Hauptkommissar Pachulke  schaut hilflos zu, wie ein Veteran nach dem anderen erschlagen wird. Rob Alef, Jahrgang 19675, nähert sich dem Thema aus der jüngeren Zeitgeschichte nicht bierernst, sondern verfremdet es durch surreale Einlagen. Er verwendet Science-Fiction-Elemente und treibt manche politisch korrekten Moden auf die absurde, spezifisch bundesdeutsch wirkende Spitze. Seine Figuren, denen ein liebevoll geschildertes Museum gewidmet ist, sind erfunden, doch bleiben die einst realen Handlungsträger als Vorbilder unschwer erkennbar. Heldenkult und  Mythenbildung werden lächerlich gemacht, und die allgemeine Unbildung reizt ebenfalls zur Satire: was sollte denn das Buch „Auf der Suche nach der verlorenen Zeit" anderes sein, als ein Ratgeber für Zeitmanagement?
Wenigstens gibt's da noch die schlaue Pinguintruppe auf dem Müggelsee, ohne den Pachulke ein böses Ende nehmen würde. Der Schnee von gestern ist die Lawine von morgen, steht auf der letzten Seite. Ist das nun tröstlich oder besorgniserregend?


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