Stephen King: Wahn. Heyne

Wenn die Insel ruft
Ein Mann macht Schluss mit seinem bisherigen Leben und fängt ein neues an, nicht freiwillig, denn dem Bauunternehmer  Edgar Freemantle fällt sein eigener Kran auf den Kopf, verursacht ein Schädel-Hirn-Trauma und reißt ihm einen Arm ab. Die Rehabilitation ist lang und mühevoll, die neurologischen Ausfälle und Phantomschmerzen provozieren Wutausbrüche, die Frau verlässt ihn entnervt. Was nun? Edgar flüchtet aus dem kalten Minnesota nach Florida und mietet sich auf einer naturbelassenen Insel vor Florida ein. Er beginnt zu zeichnen, dann zu malen, es geht im zusehends besser, mehr noch, Edgars Talent zum Malen entfaltet sich auf erstaunliche Weise. Leid als Quelle, ja als Voraussetzung für künstlerische Inspiration, das Klischee scheint sich an diesem Ort zu bewahrheiten. Aber wir sind hier nicht bei Rosamunde Pilcher, sondern bei Stephen King und so liegt es auf der Hand, dass es mit dieser Reha - Idylle nicht lang gut gehen kann. Die Insel ist nicht nur heilend, es gibt da auch eine ungute Macht, die sich unter anderem in den Bildern Edgars manifestiert, weshalb es eher ungesund ist, sich solch ein Meisterwerk zu kaufen. Eine sehr alte Dame in der Nachbarschaft weiß offenbar mehr darüber, leider aber ist sie an Alzheimer erkrankt und verdämmert zusehends. King mixt munter Teile aus bekannten Mythen, ein bisschen Voodooo, eine kleine Anleihe bei den Vampiren, eine Prise Seegespenst. Dazwischen Reflexionen über den kreativen Prozess an sich und ein paar Anleitungen zum Malen, die wie aus einem gehobenen Ratgeber für Hobbymaler klingen, - so wird eine schöne Geistergeschichte auf die epische Breite von fast neunhundert Seiten ausgewalzt. Da King wie immer packend erzählt, sind die Längen aushaltbar. Anmerkung für den Übersetzer: die Vögel, die auf Edgars Strand herumlaufen sind Pieper, keineswegs „Piepser".


KEINE TRACKBACKS

TRACKBACK URL: http://mt.instant.at/mt-tb.cgi/25

 

AutorInnen

instant™ Design Wien
Site by