17.02.09

Eine deutsche Landschaft mit Fabriken, Schlachthaus und Bunkern aus dem Zweiten Weltkrieg ist die postapokalyptische Kulisse für eine grausame Kindergeschichte. Obwohl, Kinder kann man die Protagonisten, eine Gruppe von Jungen, eigentlich nicht nennen. Es sind eher kleine Bestien, die zu Monstern heranwachsen. Die zerstörte Landschaft ist eine Spiegelung der devastierten Seelen für die es keine schlüssige Erklärung gibt. Was die Jugendbanden dazu bewegt, gegnerische Gruppen nicht nur zu verprügeln sondern die "Feinde" auch zu foltern, notfalls umzubringen und das ohne alle Hemmungen, bleibt doch einigermaßen rätselhaft. In den schmalen Band Nebenan ein Mädchen (Jens Seeling Verlag) beschreibt Stefan Kiesbye erschreckend konsequent eine Welt ohne moralische Grundsätze. Die Kinder beobachten ihre Erzeuger beim Fremdgehen, schaun im Schlachthof zu, erpressen die Erwachsenen, die in ihrer Heuchelei und Gleichgültigkeit keine Vorbilder sein können. Als die Gruppe ein eingesperrtes, zurückgebliebenes Kind entdeckt, das sich nicht artikulieren kann wird es zu so etwas wie einem Maskottchen. Die lakonische Sprache in der der in Los Angeles lebende Autor diese Ungeheuerlichkeiten erzählt erzeugt eine hyperrealistische Atmosphäre, die ganz leicht ins Irreale kippt. In den meisten Krimis wird schlussendlich ein Verbrechen aufgeklärt, handelt es sich hier überhaupt um einen Krimi? Ist das nicht eher ein „Entwicklungsroman " auf 110 Seiten? Sehr befremdlich, aber lohnend!


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