06.03.09

Was ist das: eine Doku? Ein Fake? Ein Thriller? Ein Beitrag zum Weltfrauentag? Die erfolgsverwöhnte schwedische Krimiautorin Liza Marklund erzählte in „Mia" von einem Mädchen, das als freiwillige Helferin bei der Flüchtlingsbetreuung arbeitet, sich in einen Libanesen verliebt und diesen heiratet. Leider erweist sich der Muslim als  -gelinde gesagt- besitzergreifend. Er versucht Mia einzusperren und zu isolieren. Als sie sich nach zahlreichen schweren Misshandlungen zu wehren beginnt, geht der Terror erst recht los. Mia wird fast umgebracht, die Sippe des Libanesen beteiligt sich erfolgreich auf der Jagd nach ihr und der kleinen Tochter. Auch als Mia einen neuen Mann kennenlernt, den sie heiratet, hört die Lebensbedrohung nicht auf. Skandalöserweise greift die Justiz nicht durch. Einerseits, weil es angeblich an konkreten Straftatbeständen fehle, andererseits, weil auch im fortschrittlichen Schweden die Bedrohung von Frauen und Kindern  nicht rasend erst genommen wird. Marklund schildert das unerträgliche Leben der gehetzten Familie, die Identitätswechsel, schließlich die monatelange Gefangenschaft im Versteck, was zu erheblichen psychischen Schäden bei Mia und ihren Kindern führt. Im zweiten Teil Mias Flucht (Kindler) der jetzt vorliegt, werden die weiteren Befreiungsversuche Mias geschildert, die fortgesetzten Attacken des Verfolgers und seiner Freunde, und schließlich das verrückte Erkenntnis der schwedischen Justiz, dass es für die Familie tatsächlich besser, ja unumgänglich sei, im Ausland unterzutauchen. Als der Libanese auch noch  das Sorgerecht für die kleine Tochter, die er mit dem Umbringen bedroht hat, beantragt, flüchtet Mia mit ihrer Familie nach Südamerika. Der Aufbau einer neuen Existenz ist schwer, sich einzufügen in eine fremde Kultur noch mehr. Schließlich schafft Mia die Flucht in die USA wo sie nach zähem Ringen als erste Schwedin einen Asylantrag durchbringt. Da Ihr Verfolger nicht in die USA einreisen darf, befindet sie sich endlich in Sicherheit. Ein Happy End für eine Frau und ihre Kinder, die in den Medien auch als Dreizeiler über eine letale familiäre Auseinandersetzung geendet haben könnten.
Marklund berichtet das alles sehr farbig und überzeugend. Sie ergreift  unbedingt Partei für das Opfer, das ist hoch emotionell und Marklund hat behauptet, ein wahres Schicksal zu beschreiben. Stimmt nicht, sagt nun eine andere schwedische Journalistin. Die Bücher, die sich um das Leben „Mias" drehen, seien alle erfunden. Marklund wiederum beharrt auf der Authentizität ihrer Quelle. Die Auseinandersetzungen scheinen noch lange nicht ausgestanden, zumal die Bücher enorme Auflagen erreichen und  die Diskussion weiter am Kochen halten werden.
Übrigens: die Strafjustiz in Österreich ist diesbezüglich auch nicht gerade effizient:  die Interventionsstelle gegen Gewalt in der Familie berichtet, dass jede fünfte Frau in Österreich einmal im Leben von Gewalt betroffen sei. Im vergangenen Jahr landeten 4000 Meldungen über Gewalt bei der Polizei, 40 Männer nahmen an einem Anti-Gewalttraining teil,  nicht einmal zehn Prozent  der Stalking-Anzeigen führen zu einer Anklage. Da, so die  Sprecherin, die Staatsanwaltschaft oft zugunsten der Beschuldigten entscheide, würden viele Opfer den Glauben an den Rechtsstaat verlieren. Genau diesen Prozess beschreibt Marklund -Doku hin, Fiktion her- anhand des Falles „Mia".






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