Das raue Leben am Niederrhein

Die fast klassischen Konflikte zwischen einer eingesessenen Dorfbevölkerung und Zugezogenen,  die noch dazu in einer Kommune leben, werden in Kesseltreiben (rororo) ein weiteres Mal exemplarisch durchgespielt. Das etablierte Autorentrio Hiltrud Leenders, Michael Bay und Arthur Leenders siedelt auch diesmal wieder die Schauplätze seines Krimis am Niederrhein an: eine Bauerntochter erbt den Hof der verunglückten Eltern und etabliert dort in den 70ern eine WG, die sich mit einer unorthodoxen Lebensweise und Anti-AKW-Demonstrationen beschäftigt. Die Vergangenheit wird mit der Gegenwart verklammert, als ein Vertreter der Kiesindustrie im Dorf erschossen wird. Aber wollte der Mann wirklich nur den Bauern ihre Äcker abluchsen? Es scheint so, als hätte er viel persönlichere Gründe für seinen Besuch gehabt. Brutalität, Bonzentum und Umweltzerstörung ergeben eine explosive Mischung.
Weitere Bände, die schon länger auf dem Markt sind: Die Schanz (rororo). Am Niederrhein im potentiellen Überschwemmungsgebiet zerkleinert ein Maishäcksler eine Leiche. Der Tote war ein unbeliebter Zugereister, der sich wegen all der Umweltsünden, die am Land so nebenbei passieren, höllisch aufgeregt hat. Die Polizeibeamten bekommen aus den sturen Bauern nichts heraus. Das Dorf hält zusammen und ausserdem steigt das Wasser, da hat man andere Sorgen. Ein Ethno -Krimi  wird das trotzdem nicht. Denn der Ermordete war bei der holländischen Schutztruppe, die dem Massaker von  Srebrenica  tatenlos zugesehen hat. So bekommt der Fall eine internationale Dimension. Ein ländliches Sittenbild, das sich gewaschen hat.
Im Städtchen Kleve inszeniert man ein Historienspektakel fürs Volk: eine Schlacht aus dem 17.Jahrhundert wird nachgestellt, doch mitten im antiken Kampfgetümmel explodiert statt Schwarzpulver Semtex. Es gibt Tote und Schwerverletzte und keinerlei Bekennerschreiben. Auf der Festtribüne standen lokale Politiker und die üblichen Gschaftelhuber. Galt der Anschlag einem von Ihnen im Speziellen? Die Kleinarbeit, Spuren aus den Resten der Explosion zu rekonstruieren, gestaltet sich schwierig, zumal die Polizisten, die an dem Fall arbeiten, selbst Augenzeugen gewesen sind und natürlich nie zugeben würden, dass sie an posttraumatischem Stress leiden. Die Burg (ebenfalls bei rororo) hat einen geradlinigen Plot, der keine besondere Gehirnakrobatik verlangt. Brauchbar für den Urlaub.


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