Hüttenzauber mit Kuchenmesser

Weiberabend auf der Schihütte: statt harmonischen Getratsches über Frisuren, Diäten und Fetzen- wie sich's Mann halt so vorstellt -  geht's hier ganz anders zur Sache. Am Beginn des Ausflugs steht die peinvolle Schilderung eines familiären Weihnachtsfestes. Ist derlei schon für normal robuste Naturen ein ziemlicher Alptraum, leidet die Ich-Erzählerin Charlie ganz besonders unter dem gefühligen Supergau. Sie übersteht das Spektakel nur mit Mühe ohne Zusammenbruch, ist sie doch psychisch instabil und hat eine Zeitlang in einer entsprechenden Klinik verbracht. Ihre Dünnhäutigkeit hat zudem ihre Beobachtungsgabe verschärft und zwar bis ins Unerträgliche. Hinzu kommt noch, dass Charlie die Aussicht auf Hüttenzauber mit den Freundinnen keineswegs aufheitert. Hat doch eine von ihnen, Rita, ihren Bruder dazu gebracht, Charlie ohne weitere Erklärung zu verlassen. Charlie hegt daher einen besonderen Hass auf die intrigante Rita und ergeht sich in allerlei Rachephantasien. Die werden nur allzu schnell wahr, denn während eines Stromausfalls auf der Schihütte wird Rita mit einem Kuchenmesser erstochen. Die Wiener Schauspielerin Nora Miedler bedient sich eines klassischen Plots. Eine geschlossene Gesellschaft befindet sich an einem abgelegenen Ort, aus dem keine Flucht möglich ist. Die gegenseitigen Verdächtigungen führen schließlich zum Eklat mit einem unerwarteten Nachspiel. Warten auf Poirot (Ariadne) ist für eine Debütantin nicht ungeschickt gemacht. Und die Boshaftigkeit der scheinbar schwachen und schutzbedürftigen Erzählerin trägt dazu bei, die dialogsichere Geschichte bis zuletzt am Kochen zu halten. 

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