Sind Vögel Dinosaurier oder sind sie eine ganz andere, sich
parallel entwickelt habende
Gattung? Was den Normalverbraucher eher nicht vom Stockerl reißt, lässt
Experten zur Weißglut auflodern. In Sissel-Jo Gazans Krimi Dinosaurierfedern
(Hoffman und Campe) bekämpfen zwei
Schulen einander mit allen möglichen Publikationen und Untergriffen, und zwischen den
Fronten steht die Biologiestudentin Anna, die eine Arbeit über diese
divergierenden Theorien schreiben soll. Ihr mehr als unangenehmer Professor
wird tot aufgefunden. Er ist einem
sehr seltsamen und unappetitlichen Anschlag zum Opfer gefallen. Jemand hat ihn
mit den Zwischenstadien eines Schweinebandwurms infiziert, sodass der Wissenschaftler zum Wirt geworden ist
und von den Parasiten aufgefressen wurde. Anna trauert um den bösartigen
Vorgesetzten nicht besonders, ist aber sauer, weil sie endlich ihr Studium
abschließen und einen Prüfungstermin haben möchte und es sieht nun ganz so aus,
als ob sie sich neue Prüfer suchen müsste. Der Autorin Sissel-Jo Gazan, die
selbst Biologie studiert hat, geht
ihr Fachwissen manchmal durch. Wer
den zähen Debatten rechthaberischer alter Männer folgen mag und sich an
wissenschaftlichen Diskussionen, Anatomiedetails sowie Exkursen über
Parasitologie erfreuen kann, ist hier gut aufgehoben. Es herrscht kein Mangel
an mad scientists, bizarrem Verhalten und recht bissiger Beschreibung
inneruniversitärer Grabenkämpfe: In Zeiten der allgemeinen Budgetknappheit und
der Ökonomisierung der Universitäten wird mit harten Bandagen gekämpft. Die
Frage ist nur, ob die letalen Vorfälle wirklich mit den monetären
Verteilungskämpfen zu tun haben. Für gebildete LeserInnen mit sehr langem Atem.