Das wars jetzt für 3 Wochen. Fleissig lesend im Urwald wird versprochen, die Fundstücke anschließend sogleich in einer allgemein zugänglichen Betrachtung zu würdigen. Wer was für den Urlaub braucht: Don Winslow, Pacific Paradise (suhrkamp), Andrea Camilleri, Die Spur des Fuchses (Lübbe, erscheint Ende Juli) und ein ganz feiner Georg Haderer , Ohnmachtspiele (Haymon, erscheint am 14.August) seien im Voraus empfohlen.
Juli 2010 Archives
Zweifellos spinnt die Physiotherapeutin des
Hans-Albers-Theaters in Hamburg, als sie die Polizei alarmiert, weil sie eine
Leiche im Zuschauerraum hängen sieht. Als Kommissar Sebastian Fink ankommt, ist die Leiche verschwunden
und die Masseurin in der Psycho-Klinik. Fink bekommt es mit der geschlossenen
Gesellschaft des Theaters zu tun. Ein Erfolgsmusical soll den finanziell
angeschlagenen Betrieb retten und es sieht auch so aus, als ob das mit dem
neuen Musical „Tainted Love" gelänge. Man feiert eine erfolgreiche Premiere,
die Geschichte von der angeblichen, beziehungsweise verschwundenen Leiche wird,
weil geschäftsschädigend, bagatellisiert. Die Autorin des Spektakels, eine bis
vor drei Jahren noch gänzlich unbekannte Verkäuferin aus England, hat sich mit
diesem Coup in die obersten Ränge des Musikbusiness gebeamt. Ihr Startänzer ist
schwul, sie seine Vertraute und in ihn verliebt. Keine günstige Konstellation,
schon gar nicht, als der schöne Mann tot in seiner Wohnung aufgefunden wird.
Die Millionengeschäfte hinter den wenig glamourösen Kulissen der Musikindustrie
machen Menschen nicht zu Heiligen. Sebastian kann sich auf die Ereignisse
keinen Reim machen, zumal dann auch noch eine echte Leiche von der Kuppel des
Theaters hängt. Friedrich Dönhoffs zweiter Krimi Der englische Tänzer (Diogenes) ist nicht perfekt, passt
aber für Strand und Pool und kann dann der Hotelbibliothek überantwortet
werden.
Dick Francis, 89, im Februar dieses Jahres verstorben, war
nicht nur ein überaus erfolgreicher Krimiautor, sondern einst einer der besten
Jockeys Englands, bis ihn ein Reitunfall für immer aus dem Sattel holte. Über
40 Bücher hat er nach dem Ende seiner Rennkarriere geschrieben, und naturgemäß
spielen sie sich meist im Umfeld des Rennsports ab. Im letzten, posthum
erschienenen Roman scheint sein Sohn Felix als Coautor auf und man hat auch das
Gefühl, dass der Stil spritziger geworden ist. Schikanen (Diogenes) erzählt die
Geschichte eines Anwalts, der von einem rabiaten Schläger eingeschüchtert und
bedroht wird und der schlussendlich doch noch über den Bösen obsiegt. Freilich
um einen recht hohen Preis. Dazwischen gibt es überaus lebendige Szenen aus der
Welt des Pferdesports, sachkundige Kommentare und herzerwärmende
Solidaritätsbekundungen mit den Hafermampfern. Eventuell macht ja Felix Francis
allein weiter? Wäre nett.