August 2010 Archives

Huch!

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Der Regenwald, das weiß man, ist heiß, tückisch und voller unerwünschtem Getier, wobei giftige Schlagen die Hitliste anführen. Ilona Mayer-Zach lässt ihren Krimi Schlangenwald (Wien live edition)  in einem Nationalpark von Costa Rica spielen. Dort passiert, was oft passiert: theoretisch ist der Nationalpark vor menschlichen Eingriffen geschützt, in der Praxis lässt sich da immer noch was tricksen. Korruption gibts überall und was ist schon gegen eine Feriensiedlung im Urwald  einzuwenden? Schließlich ist Tourismus was Gutes, gibt der armen örtlichen Bevölkerung Arbeit und wenn man dann auch noch mit einer ökologisch korrekten Bauweise und dem Recycling von Abfällen protzen kann, scheint die PR eine einfache Sache. Die Wienerin Paula Enders lässt sich dazu überreden, sich für das Unternehmen einspannen zu lassen und damit sie auch überzeugend textet, lädt man sie in die neue Ferienanlage in Costa Rica ein. Aber da ist nicht alles grün was als „ökologisch" verkauft wird.... Nette Idee, in der Schreibe zu betulich.

Monster kehrt zurück

  Der Anfang ist ja nicht vielversprechend innovativ. Es geht wieder einmal um einen Serienmörder, der junge Frauen verstümmelt und umbringt. Die Texanerin Linda Castillo  bringt jedoch in Die Zahlen der Toten (Fischer) einen speziellen Aspekt ein, der dann für das besondere Extra bürgt. Für Kate Burkholder, die die Ermittlungen leitet, ist die Tote auf dem schneebedeckten Acker in Ohio ein Albtraum. Sie glaubt, die Handschrift eines Mörders zu erkennen, der ihrem Leben eine verhängnisvolle Richtung gegeben hat. Er müsste eigentlich längst tot sein, wie kann es sein, dass das Monster wiederauferstanden ist? Das Ganze spielt bei den Amish, die streng reglementiert leben, keinen neumodischen Unfug wie Fernsehen oder Computer, Auto oder Emanzipation dulden und bibelfest unterwegs sind. Castillo  macht sich nicht über diese rückwärtsgewandte Gesellschaft lustig, das wäre allzu billig. Sie respektiert die Grundsätze eines einfachen, ehrlichen Lebensentwurfs und zeigt die Konflikte auf, die beim Zusammenprall von unterschiedlichen Jahrhunderten entstehen können. Wird auf 429 Seiten noch recht spannend.

Skandal in Basel

Achtung, Charmeoffensive: Hansjörg Schneiders liebenswürdiger Kriminalkommissar Peter Hunkeler ist wieder im Einsatz. Obgleich, im Einsatz wäre schwer übertrieben. Handelt es sich in Hunkeler und die Augen des Ödipus (Diogenes) doch um die allerletzten Wochen vor der Pensionierung. Die Aussicht auf den Ruhestand lässt Hunkeler zunächst einmal recht unrund werden. Was wird er mit seiner Zeit anfangen? Was von den Dingen tun, die er immer schon tun wollte? Aber da gibts noch einen Akt zu bearbeiten: das Hausboot des Theaterdirektors Bernhard Vetter treibt herrenlos auf dem Rhein. Der Mann, der das konservative Basler Publikum mit seiner Inszenierung von König Ödipus verstört hat, ist verschwunden. Hunkeler beginnt die Nachforschungen zu seinem achten Fall ohne Hektik. Er geht spazieren, schwimmt im Fluss, besucht in die Wirtshäuser, redet mit Künstlern und beobachtet das Treiben im Basler Rheinhafen. Da treiben sich - nicht nur im Mini-Bordell - ein paar seltsame Vögel herum, der Theaterdirektor allerdings treibt im Wasser und ist tot. Irgendwann löst sich das Rätsel auf, eine bittersüße Liebesgeschichte mischt sich auch noch ein, und Hunkeler kann endlich ohne Panik nachdenken, wie er sein weiteres Leben gestalten will. Schneiders schöne, einfache und eindrückliche Art zu erzählen, ist bestechend.
Hoffentlich stolpert Hunkeler auch als Pensionist noch über Leichen. Alles andere wäre  eine schwere Enttäuschung für die Leser.

Duell im Sumpf

  Zunächst findet man das Szenario leicht hirnverbrannt: zwei Kriminelle fahren durch Texas und  wenn sie Benzin oder etwas Essen brauchen, holen sie sich das mit Gewalt. Wer den Sprit und die Burger nicht gleich herausrückt, wird einfach erschossen. Man ist wenig geneigt, die zwei Widerlinge beim seriellen Rauben und Vergewaltigen noch weitere hunderte Seiten zu begleiten. Aber Christopher Cook kratzt dann doch die Kurve. Robbers (Heyne) entwickelt eine subtilere Dynamik, als der Jäger der zwei Psychopathen auftaucht und das Romanpersonal sich vermehrt.
Della, leidensfähige Alleinerzieherin mit miesem Job und auf der Suche nach dem Mann, der alles checkt ist so eine paradigmatische Figur aus der Unterschicht. Sie lässt sich auf die beiden Flüchtigen ein, stellt die Kinder bei ihrer unwilligen Mutter ab und malt sich Ferien im unbewohnten Strandhaus einer Bekannten aus. Ein guter Ort um eine Weile unterzutauchen, aber dem Anführer des Duos wird das zu langweilig, er bricht zu einem speziellen Rachefeldzug auf. Cook schildert überaus plastisch und recht erbarmungslos die Lebensbedingungen des sogenannten „White Trash", der sowohl geistig als auch geografisch im Sumpf lebt. Der Showdown endet anders als erwartet und erfüllt Erwartungen, die man Anfangs nicht hatte.

 

Dagger für Theorin

  Vier Bücher über die vier Jahreszeiten auf der schwedischen Insel Öland hat Johan Theorin geplant: zwei Romane sind bereits erschienen, Öland und Nebelsturm (Piper Verlag).Für Nebelsturm hat Theorin nun den International Dagger verliehen bekommen. Zu Recht, denn die  Saga ist eine gelungene Mischung aus Krimi und althergebrachter Geistergeschichte. Der dritte Roman über Öland mit dem Titel Blutstein erscheint  Anfang Jänner nächsten Jahres. Die Lektüre für die Energieferien ist schon mal gesichert!
 

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