Oktober 2010 Archives
Was verboten ist, wird begehrt: Peter Maddox ist Journalist. Meist ist er bis mittelschwer illuminiert. Das ist nicht so einfach wie es klingt, denn Maddox arbeitet für den saudiarabischen Arabian Chronicle und in Saudiarabien herrscht bekanntlich striktes Alkoholverbot. Die Umgehung dieses Verbots ist auch der Dreh- und Angelpunkt des Krimis: mit Alkoholschmuggel kann man hier sehr schnell sehr viel Geld verdienen, zumal einige „Inseln" unkontrolliert bleiben, weil die ausländischen Arbeitskräfte, die für die Saudis unverzichtbar sind, bei Laune gehalten werden müssen.
Die Story, die Paul Freeman in Laster und Tugend (pulp master) entwickelt, ist insofern packend, weil der Autor, der selbst in Saudiarabien als Journalist arbeitet, einen Einblick in das Alltagsleben gibt. Weit weg von den Luxushotel-Enklaven für betuchte Touristen herrschen harsche Lebensbedingungen. Sittenwächter terrorisieren die Einwohner und sind selbst am Alkoholgeschäft beteiligt - schließlich ist es keine Sünde, Drogen an die Ungläubigen zu verschachern. Ganz im Gegenteil, wenn es gelingt, diese damit zu schädigen, ist es geradezu ein Verdienst. Maddox schreibt Enthüllungsstories über Morde, die mit dem illegalen Alkoholschmuggeln in Beziehung stehen und bekommt es dadurch nicht nur mit der Zensur zu tun. Lesenswert, weil doch recht exotisch. Für Frauen freilich eine Art Horrorroman....
Eine kleine Farce mit vergleichsweise simpler Auflösung entpuppt sich als Lesevergnügen in Warteschlagen und Wartezimmern. Statt beim Zahnarzt auf das grausige Geräusch der Bohrer zu lauschen, sollte man Der zweitbeste Koch (Haymon) von Kurt Bracharz dabeihaben.
Es geht um ein fiktives China-Town -Imperium in Wien mit Hotels, einen Zoo und vor allem authentischen China- Restaurants. Eine Spielwiese für Xaver Ypp, den in Ehren ergrauten Gastrokritiker des Magazins „Lukull". Dass die Chinesen sowohl über eine erlesene als auch recht bizarre Küche verfügen, weiß man und so lässt auch Ich-Erzähler Ypp keine Gelegenheit aus, ziemlich aberwitzige Gerichte zu beschreiben, bei denen man nicht ganz genau weiß, ob sie ernst gemeint oder bloß boshafte Gerüchte sind. Tatsache ist, dass ein Koch verschwindet und eine Tierbefreiungstruppe in den chinesischen Zoo eindringt. Der Verdacht liegt nahe, dass dort seltene Tiere für den Kochtopf gehalten werden und tatsächlich findet sich ein Pangolin (gibt's wirklich, googeln!) in einem solchen. Aber das ist alles komplizierter als es zunächst den Anschein hat, denn in den Käfigen wartet eine Überraschung....