Der dünne Firnis der Zivilisation

Pünktlich zur Vogel-Schweine-Grippe-Saison beglückt uns Klaus-Peter Wolf mit einem  Seuchen-Szenario, das einerseits erwartbaren Mustern folgt, andererseits doch etliche innovative Einfälle aufweist.  Inspiriert wurde der Autor von selbst Erlebtem: Während einer Zugreise an Schweinegrippe zu erkranken, kann einen schon ins Grübeln bringen und Wolf  stellte da fest, dass er bloß noch nach Hause wollte, - ganz egal was sich die Seuchenbekämpfer für Fälle wie diesen ausgedacht haben mochten.

Wolfs Geschichte über das Zerbröseln des zivilisatorischen Firnisses beginnt auf einem Schiff mit Urlaubern, das auf Borkum landen will. Das wird verhindert durch wütende Inselbewohner, die die Passagiere nicht aussteigen lassen, denn die Vogelgrippe ist ausgebrochen und man vermutet an Bord des Schiffes Erkrankte. Also treibt das Schiff mit seiner immer klaustrophober werdenden, panikbesessenen Fracht auf dem Meer und sucht einen alternativen Zielhafen. Wer vorher schon  kein netter Mensch war, wird es jetzt erst recht nicht. Und ein hoffnungslos zerstrittenes Ehepaar mit Kindern steht überhaupt knapp davor, sich gegenseitig umzubringen. Rabiate Rentner  versuchen Autos zu entern, Freizeitkapitäne meutern, setzen den echten Kapitän gefangen und  spielen den allmächtigen Boss. Wolf inszeniert diese hässlichen Bilder mit viel Verve und Zynismus - es sind ja immer die Bösen, die einem -auch beim Lesen- eher im Gedächtnis bleiben.

Spannend ist, wie hier eine geschlossene Gesellschaft der anderen geschlossen Gesellschaft auf der Insel gegenübersteht- und dann gibt es da noch ein abgeschottetes Reich: eine Hühnerfarm, womöglich ein Ursprung des Übels? Und im restlichen Deutschland wird die Quarantäne mithilfe der Staatsmacht aufrechterhalten, was bewirkt , dass sich Wutbüger zum Widerstand zusammenrotten. Es ist also viel los im Thriller Todesbrut ! (script 5).

 

 

 

 


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