Zeit für Grippe

Allzulange dauert dieser Winter unseres Missvergnügens schon. Überfüllte U-Bahnen mit hustenden, schleimenden Menschen und dann im Schutze der Mauervorsprünge aufgeplusterte, räudig aussehende Tauben - das kann einen schon auf Gedanken bringen. Zumal, wenn man den Debut-Roman  Die Luft, die du atmest (Wunderlich) von Carla Buckley unterkommt. Da geht es nämlich um den Ausbruch einer Vogelgrippe-Pandemie. Hierzulande wird ein solches Szenario ja gern als Panikmache der geldgeilen Pharmafirmen abgetan. Das mag stimmen oder auch nicht. Bei Buckley beginnt alles an einem See mit hunderten verendeten Wasservögeln. Erzählt wird das Schicksal einer ganz normalen amerikanischen Familie.  Vater, Veterinärmediziner, Mutter, zwei Töchter  für die die normale Welt untergeht als die allgemeine Quarantäne verhängt wird. Die Flughäfen werden geschlossen, die Stromversorgung bricht zusammen, die Supermärkte und Tankstellen sind geschlossen, der Nachbar wird zum Feind. Man igelt sich in der Festung Einfamilienhaus ein und die Zivilisation geht nicht mit einem Knall, sondern mit einem Wimmern vor die Hunde. Einstige  Grillkumpels verteidigen ihre Vorräte mit der Waffe, und es erhebt sich die Frage, ob man das Baby der kranken Nachbarin, draussen vor der  Tür erfrieren lassen, oder die eigene Familie gefährden soll. Der alltägliche Überlebenskampf wird detailliert  geschildert und - was irgendwie dem amerikanischen Survival- Kult geschuldet ist -, ein Teil der Romanfiguren kommt davon, indem sie die Flucht aus der Siedlung schafft und in eine einsame Jagdhütte zieht. Leider wird nicht weiter ausgeführt, wie sich wohlstandsverweichlichte  Menschen mit Jagen und Sammeln am Leben erhalten, doch bleibt noch genug von der humanoiden Spezies übrig um den Planeten weiter zu ruinieren. Ab morgen wird in der U-Bahn eine Schutzmaske getragen. Die hatten wir ja noch irgendwo....


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