April 2011 Archives

Kulturbonus jetzt! Eine Petition

Jedes mal wieder Ärger mit dem Fluggepäck. Es ist ja einzusehen, dass es Limit fürs Gewicht gibt. 20 Kilogramm sind wohl ausreichend für Klamotten und Kramuri den man dann eh nicht braucht. Aber es sollte einen Kulturbonus geben. Für die Bücher die man mitzunehmen wünscht, sollten nochmals ein paar Kilo erlaubt sein. Und man komme mir jetzt nicht mit dem blöden E-Book. Das funktioniert garantiert nicht in einem feuchten Regenwald wo man sein Zeugs selbst am Buckel durch den Gatsch schleppt oder auf der Rippelpiste durch die Kalahari wos selbst den Feldstecher in Einzelteile zerlegt, ganz zu schweigen von diversen Kameras. Hat schon mal wer was von Fisch- oder Vogelbestimmungsbüchern gehört? Die sind schwer, schwer, schwer... Neulich, in einem der gelegentlich guten TV-Naturfilme einen Besessenen gesehen, der versuchte, das Nest einer Harpyie zu finden. Harpyien sind ungut aussehende Greifvögel, die nicht über, sondern zwischen den Urwaldbäumen segeln und dabei Affen von den Ästen pflücken. Der Mann wartete wochenlang an einem Flussufer auf die Sichtung und dabei hatte er einen Sack Reis und - was zum Lesen. Weil ohne Lesen gabs  für ihn kein Schlafen. Guter Mann. Wie ich meine sieben bis acht fetten Bücher diesmal verstauen soll- keine Ahnung. Wahrscheinlich im Rucksack.

Kulturbonus jetzt! Wie wärs mit einer Petition an die Fluggsellschaften? Gibt eh schon keine Leute mehr die lesen können. Das kann nicht  teuer werden. Danke!!!

Rabenschwarzes Biotop

Richard  Price hat voriges Jahr mit „Cash"- einem Epos über Straßengangster der Lower East Side - die Bestsellerlisten erklommen, jetzt ist er wieder da. Clockers ( S.Fischer ) ist zwar schon vor etlichen Jahren das erste Mal erschienen, wurde aber jetzt neu übersetzt und aufgelegt- und war ausserdem die Grundlage für die TV-Serie „The Wire". Und vorweg: der dicke Roman ist ziemlich mühsam.

Man braucht geraume Zeit um sich in dieser breitangelegten Sozialstudie zu orientieren.

Die Codes, mit denen sich die Kleindealer von New York verständigen - es ist die Zeit vor dem Handy - sind für den Leser erst einmal unverständlich.

Ein wenig ist das so wie im Dschungel, der für einen Neuling als ein Gewirr von grünen Pflanzen erscheint, dem Eingeborenen aber ein Biotop zum Überleben bietet, in dem er alle Spuren lesen kann. Auf der Nachtseite einer heruntergekommenen Zivilisation relativiert sich Gut und Böse. Strike der Straßendealer ist noch nicht ganz  so debil wie der Rest der Junkies; er fühlt sich zu höherem berufen, muss aber  eine Art Mutprobe ablegen, indem er einen Auftragsmord ausführt. Auf der anderen Seite stehen die desillusionierten, frustrierten Cops, mehr oder weniger korrupt, weil unterbezahlt. Sie wissen, dass es sinnlos ist, die kleinen meist minderjährigen Dealer einzubuchten. Die kommen ohnehin gleich wieder frei und das ungleiche Katz -und Mausspiel geht von vorne los. Der siebente Kreis der Hölle in epischer Breit: gut geschrieben und übersetzt (Peter Torberg) und widerwärtig zugleich.

Vom Regen in die Traufe

Eine Geschichte die in Palermo spielt, muss zwangsläufig von der Mafia handeln. Der Journalist Salvo Sottile schildert die Zustände in den 80er Jahren als Zeit des Umbruchs, als sie alten Mafiabosse aus dem Corleone-Clan allmählich ihre Macht verloren und die neuen Geschäftszweige von jüngeren Gangstern übernommen wurden. Das ist der Hintergrund für ein privates Drama, in dem ein junges und naives Mädchen der patricharchalen Kontrolle durch einen diktatorischen Vater entkommen will und mit einem Nachwuchsgangster ausreißt. Wies die Sitte verlangt, muss geheiratet werden und Rosa kommt bald darauf, dass sie bloß in einem weiteren Gefängnis gelandet ist. Ihr Ehemann schleppt sie von einem Versteck zum anderen, eine eigene Wohnung kommt aus Sicherheitsgründen nicht infrage und als Rosa eine Fehlgeburt hat, scheint sie von unheilbaren Depressionen niedergestreckt. Als ihr Bruder in der Haft zu „singen" beginnt verlangt man von Nino, seine eigene Frau, die schließlich aus der verräterischen Sippe stammt zu töten, damit die Ehre der Mafia wiederhergestellt wird... Auf der gegnerischen Seite steht die Ermittlungsrichterin Elvira Salemi, deren Job es ist, die gefangenen Mafiosi „umzudrehen", obwohl sie weiß, dass sie damit das Leben von deren Familienmitgliedern aufs höchste gefährdet. Das alles wird sprachlich nicht überzeugend bewältigt. Schwärzer als die Nacht (dtv), wird verfilmt - da ist Boulevard -Stil dann eher förderlich.

 

AutorInnen

instant™ Design Wien
Site by