Rabenschwarzes Biotop

Richard  Price hat voriges Jahr mit „Cash"- einem Epos über Straßengangster der Lower East Side - die Bestsellerlisten erklommen, jetzt ist er wieder da. Clockers ( S.Fischer ) ist zwar schon vor etlichen Jahren das erste Mal erschienen, wurde aber jetzt neu übersetzt und aufgelegt- und war ausserdem die Grundlage für die TV-Serie „The Wire". Und vorweg: der dicke Roman ist ziemlich mühsam.

Man braucht geraume Zeit um sich in dieser breitangelegten Sozialstudie zu orientieren.

Die Codes, mit denen sich die Kleindealer von New York verständigen - es ist die Zeit vor dem Handy - sind für den Leser erst einmal unverständlich.

Ein wenig ist das so wie im Dschungel, der für einen Neuling als ein Gewirr von grünen Pflanzen erscheint, dem Eingeborenen aber ein Biotop zum Überleben bietet, in dem er alle Spuren lesen kann. Auf der Nachtseite einer heruntergekommenen Zivilisation relativiert sich Gut und Böse. Strike der Straßendealer ist noch nicht ganz  so debil wie der Rest der Junkies; er fühlt sich zu höherem berufen, muss aber  eine Art Mutprobe ablegen, indem er einen Auftragsmord ausführt. Auf der anderen Seite stehen die desillusionierten, frustrierten Cops, mehr oder weniger korrupt, weil unterbezahlt. Sie wissen, dass es sinnlos ist, die kleinen meist minderjährigen Dealer einzubuchten. Die kommen ohnehin gleich wieder frei und das ungleiche Katz -und Mausspiel geht von vorne los. Der siebente Kreis der Hölle in epischer Breit: gut geschrieben und übersetzt (Peter Torberg) und widerwärtig zugleich.


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