Dezember 2011 Archives

Alte und neue Dämonen

Ein weißes Licht, das auf der Landstraße herumgeistert und Verkehrsunfälle verursacht: ein klarer Fall für  die anglikanische Pfarrerin Merrily Watkins in ihrer Funktion als „Beraterin für spirituelle Grenzfragen", sprich: Exorzistin. Der örtliche Geistliche ruft sie zu Hilfe, doch bald bekommen alle kalte Füße und wollen nichts gesehen haben. In den Hügeln der Malverns spürt man den Atem der Geschichte. Von den Kelten, und den Römern bis zu dem Komponisten Edward Elgar, der als touristisches Zugpferd dient, finden sich Spuren vergangener Zeiten, kein Wunder also wenn da etwas  in den Hügeln west, das nicht ganz von dieser Welt ist. Während Merrily  auf spiritueller Mission ist, zettelt ihre Tochter Jane ein Aufstand gegen die örtliche Baubehörde an. Die will nämlich genau da, wo nach Janes Meinung ein prähistorischer Pfad verläuft eine Siedlung mit Luxusappartements bauen. Wie meistens bei solchen Vorhaben geht das nicht ohne ein bisschen Korruption ab trotzdem hat Jane anscheinend wenig Chancen gegen den Politfilz.

Phil Rickmans immer wieder liebenswürdige Mystery-Krimis beschwören eine Atmosphäre von Merry Old England herauf. Das ist nett nostalgisch, aber dem Untergang geweiht. Rickman beschreibt, wie die alten Cottages von Neureichen aus der Stadt renoviert und umgebaut werden, wie die SUVs  die engen Straßen verstopfen, und die verbliebenen Einheimischen sich aus dem entfremdeten Dorfkern verabschieden. Die Zugezogenen machen auf Gutsbesitzer, integrieren sich aber nicht, weil ihnen die Probleme der Bauern, denen unverständliche Vorschriften der EU den Alltag verleiden, egal sind. Ehrwürdige Pubs werden zu Krachbuden und Drogenumschlagplätzen umgestylt , ohne dass die Ortsansässigen etwas dagegen unternehmen können. Da ist ein irrlichternder Geist ein vergleichsweise kleines Problem( Ein dunkler Gesang, rororo). Charmant!

 

 

 

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Für die allerletzte Minute!!!

Jetzt aber: Wer noch immer kein Geschenk hat und sich noch nicht vom dem Irrsinn des allgemeinen Konsumterrors verabschieden konnte, wanke in die nächste Buchhandlung.  Hier eine Liste der allerbesten Krimis des fast schon vergangenen Jahres. Der Vorteil: Beschenkte langweilen sich sicherlich nicht damit und lernen auch noch was dabei. Zum Beispiel über Drogenhandel, Waffenhandel, Bankster, Korruption, und, und...


Don Winslow: Zeit des Zorns, Dominique Manotti: Einschlägig bekannt, Kate Atkinson: Das  vergessene Kind, Daniel Woodrell: Winters Knochen, James Sallis: Der Killer stirbt, Reginald Hill: Der Tod und der Dicke, Walter Mosley: Manhattan Karma (und vom selben Autor: Falsche Zeit, falscher Ort), Elmore Leonard: Road Dogs, Ken Bruen: London Boulevard, Matthias Wittekind: Schneeschwestern, Rainer Gross: Kettenacker, Ulrich Ritzel: Schlangenkopf

 

Meinereins wird sich an die Lektüre von satten 859 Seiten machen und zwar: Das Mysterium der Zeit von Monaldi & Sorti (Aufbau Verlag). Mal schaun, wie sichs mit der Zeit ausgeht...

 

 

Auf Abwegen

Im gepflegten Ambiente des  Oxforder College treiben sich allerhand böse Frauen herum. Welche nur vermeintlich böse sind kommt erst ganz zum Schluss heraus. Das gehört sich so für einen Krimi. Allerdings muss die Leserin vermuten, dass der plötzliche Tod des Bräutigams just am Tag seiner Hochzeit zwei Schurken aus seiner Firma zuzuschreiben ist. Die sitzen auch hinter Gittern, weil die Beweise ganz und gar wasserfest erscheinen.  Inzwischen vergnügt sich die Witwe mit einer - oh Schreck -Frau. Magdalena ist nämlich gerade draufgekommen, dass Männer nicht so ihr Ding sind. Also ist sie eigentlich auch verdächtig. Nicht weniger ihre Liebhaberin Jay, eine ehrgeizige, sehr reiche Geschäftsfrau die sich mit harten Bandagen aus dem Slum emporgearbeitet und mit ihrer tränendrüsendrückenden Autobiografie Furore gemacht hat. Charlie Flint, Absolventin des Colleges und zeitweise suspendierte Profilerin  wird von der Mutter der Ex-Braut angeheuert um die neue Liebe ihrer Tochter irgendwelcher Untaten zu überführen und Magdalena wieder auf den ehrbaren heterosexuellen Weg zu führen. Das klappt natürlich nicht. Einerseits, weil die Autorin Val McDermid selbst eine bekennende Lesbe ist und zweitens weil der spießige und bigotte Vater Magdalenas wirklich eine Lektion verdient hat. Charlie gerät auf allerlei amouröse Abwege, riskiert ihre Liebe zu Maria, landet in einer Ruine und steht einer Psychopatin gegenüber. Alle Rache will Ewigkeit (Knaur) ist nicht der allerbeste Krimi von Val McDermid, aber originell in seiner Schilderung des Campuslebens und zeigt wieder einmal, dass die Beziehungswelten einer Minderheit sich nicht von denen der Mehrheit unterscheiden- falls das überhaupt jemand geglaubt haben sollte.

Aufgeflogen

Das ist gemein: da hat sich Michael Forsythe gut getarnt durch das Zeugenschutzprogramm des FBI in Lima niedergelassen und nun wird er trotzdem aufgespürt. Eigentlich wollen die zwei Bewaffneten die ihn in seinem Zimmer überfallen nur, dass er mit ihrer Auftraggeberin in Belfast redet, aber Michael ist  auf Adrenalin und macht die zwei Typen nieder. Mit der peruanischen Polizei will er keine Diskussionen also flüchtet er nach New York zu seinen alten Freunden. Aber die Auftraggeberin ist überaus hartnäckig: sie will, dass Michael ihre in Belfast entführte Tochter findet. Als Michael wider sein Bauchgefühl doch nachgibt, wird er gleich bei seiner Ankunft in Dublin überfallen. Irgendwie ergibt das alles keinen Sinn. Wenn die Gangsterchefin Bridget, eine Verflossene, mit der Michael eine Art Haßliebe verbindet, wirklich will dass er ihr hilft, sollte sie ihn doch nicht schon vor der Erfüllung des Auftrags aus dem Weg räumen wollen. Adrian McKinty, ein Mann mit vielen interessanten Berufserfahrungen ist immer für einen rasanten Krimi gut. Todestag (Suhrkamp) eignet sich trefflich, einen trüben Nachmittag zu ignorieren und sich woanders hin zu beamen.

 

 

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