Mai 2012 Archives

Satansbraten

Gibt es geborene Psychopathen? Dieser heiklen Frage nähern sich nur wenige Autoren, gilt es doch nicht als pc weil  die Vorstellung herrschen soll, dass Kinder per se süße, unschuldige Wesen sind, die allenfalls durch böse Erwachsene geschädigt werden und dann zwangsweise auf die finstere Seite wechseln.  Lionel Shriver hat in  Wir müssen über Kevin reden( List) dieses Thema sehr kompromisslos abgehandelt.  William Landay, ein amerikanischer Ex-Staatsanwalt versucht es ebenfalls in seinem packenden Psychothriller Verschwiegen (carl's books). Hier wird ein  unguter Teenager verdächtigt, einen mobbenden Klassenkameraden erstochen zu haben. Das Buch dreht sich um die Frage, hat er oder hat er nicht und wie weit soll die Loyalität der Eltern mit einem möglichen Psychopathen gehen? Wie immer stellen Eltern sich blind, der Vater versucht Beweise zu vernichten und  scheint damit vorläufig erfolgreich zu sein....

LISA GARDNER geht es noch ein wenig heftiger an. In DIE FRUCHT DES BÖSEN (rororo) werden ganze Familien brutal ausgelöscht. Die Verbindung zwischen den Opfern stellt eine psychiatrische Kinderklinik dar. Hier versucht man Kinder soweit zu behandeln, dass sie eines Tages für ihre Angehörigen keine unmittelbare Gefahr darstellen. Das Personal bemüht sich nach Kräften, aber etliche der Mitarbeiter haben selbst eine traumatisierende Kindheit gehabt und es fragt sich, ob einer von ihnen seine frühen Erlebnisse  auf diese schockierende Weise zu bewältigen versucht. Das ist in seiner Grausamkeit recht spekulativ,  aber Gardner hat sich Mühe gegeben, diese völlig aus dem normalen Verhalten herausfallenden Jugendlichen und Kinder zu schildern. Im Nachwort  schreibt sie von den Recherchen, die sie in einer speziellen Klinik angestellt hat, um ihrem ungewöhnlichen Krimi den realen Background zu verschaffen. Gene? Gehirnschäden? Unerkannte Komplikationen während der Schwangerschaft? Die Schriftstellerinnen werden das Rätsel nicht lösen.

Tussialarm

Manchmal hält einen ein unpassendes Buchcover vom sofortigen Konsum ab, manchmal schaut man trotzdem rein.  Sowohl Cover als auch der Titel MIT SKALPELL und LIPPENSTIFT  (carl's books) erregen den dringenden Verdacht auf  Tussialarm. Man wird nicht enttäuscht. Dabei könnte die italienische Autorin ALESSIA GAZZOLA mehr als sie da an Oberflächlichkeiten produziert. Die junge Assistenzärztin Alice Allevi, die am Institut für Rechtsmedizin in Rom ihre Ausbildung absolviert, leidet unter  heftigsten Selbstzweifeln. Die Atmosphäre am Institut ist nicht dazu angetan, jungen Frauen weiterzuhelfen, es sei denn, sie schlafen sich nach oben und gefährden die Hierarchie der Alphamännchen nicht. Alice ist allzu neugierig und tollpatschig ist sie auch. Die Ansätze zu einer seriösen Charakterisierung der Hauptfigur und Ich-Erzählerin gehen jedoch bald in Klischees unter. Die Forensik ist bei den Girlies gelandet.

 

AutorInnen

instant™ Design Wien
Site by