Gibt es geborene Psychopathen? Dieser heiklen Frage nähern
sich nur wenige Autoren, gilt es doch nicht als pc weil die Vorstellung herrschen soll, dass Kinder
per se süße, unschuldige Wesen sind, die allenfalls durch böse Erwachsene
geschädigt werden und dann zwangsweise auf die finstere Seite wechseln. Lionel Shriver hat in Wir müssen über Kevin reden( List) dieses
Thema sehr kompromisslos abgehandelt. William Landay, ein amerikanischer
Ex-Staatsanwalt versucht es ebenfalls in seinem packenden Psychothriller
Verschwiegen (carl's books). Hier wird ein
unguter Teenager verdächtigt, einen mobbenden Klassenkameraden erstochen
zu haben. Das Buch dreht sich um die Frage, hat er oder hat er nicht und wie
weit soll die Loyalität der Eltern mit einem möglichen Psychopathen gehen? Wie
immer stellen Eltern sich blind, der Vater versucht Beweise zu vernichten
und scheint damit vorläufig erfolgreich
zu sein....
LISA GARDNER geht es noch ein wenig heftiger an. In DIE FRUCHT DES
BÖSEN (rororo) werden ganze Familien brutal ausgelöscht. Die Verbindung
zwischen den Opfern stellt eine psychiatrische Kinderklinik dar. Hier versucht
man Kinder soweit zu behandeln, dass sie eines Tages für ihre Angehörigen keine
unmittelbare Gefahr darstellen. Das Personal bemüht sich nach Kräften, aber
etliche der Mitarbeiter haben selbst eine traumatisierende Kindheit gehabt und
es fragt sich, ob einer von ihnen seine frühen Erlebnisse auf diese schockierende Weise zu bewältigen
versucht. Das ist in seiner Grausamkeit recht spekulativ, aber Gardner hat sich Mühe gegeben, diese völlig
aus dem normalen Verhalten herausfallenden Jugendlichen und Kinder zu schildern.
Im Nachwort schreibt sie von den
Recherchen, die sie in einer speziellen Klinik angestellt hat, um ihrem
ungewöhnlichen Krimi den realen Background zu verschaffen. Gene? Gehirnschäden? Unerkannte Komplikationen während der Schwangerschaft? Die Schriftstellerinnen werden das Rätsel nicht lösen.