November 2012 Archives

Rache am Sadisten

Ein  Serientäter  verschleppt Frauen und quält sie zu Tode. So fangen viele gute und viel zu viele weniger gute Krimis an.  In ARGUS (Wunderlich)  werden die Opfer vor laufender Kamera ermordet, es gibt vernetzte Snuff-Abonnenten aus den mächtigsten Kreisen in Miami, die virtuell der Ermordung beiwohnen. Wenig Chancen, den perversen Club auffliegen zu lassen, doch da ist jemand, der Informationen liefern könnte: ein zum Tode verurteilter Mörder.

 JILLIANE HOFFMAN die Staatsanwältin in Florida war, handelt an diesem extremen Beispiel  grundlegende Fragen im Rechtsstaat ab. Wenn die Justiz wegen eines Formalfehlers einen Psychopathen laufen lassen muss, wie weit darf dann Selbstjustiz gehen? Welches persönliche Rachebedürfnis, das im individuellen Fall nachvollziehbar ist, rechtfertigt die Fälschung von Beweisen, wenn nur so ein mörderischer Sadist von der Öffentlichkeit ferngehalten werden kann ? Hoffmans Setting appelliert  natürlich auch an die niedrigen Instinkte, macht das aber doch ziemlich raffiniert

Trash, wintergrau

Rock Rockenschaub ermittelt wieder. Und da er eine Figur von MANFRED REBHANDL ist, hat sich in punkto Trash nichts geändert. Es ist Winter und Rock hat verständlicherweise überhaupt keine Lust, sich aus dem warmen Bett zu begeben. Trotzdem muss er einen Auftrag übernehmen.

Es wird viel spekuliert über gar nicht oder zu lang gestillte Kinder und die fatalen Auswirkungen auf den Erwachsenen, über fehlgeleiten Elternehrgeiz und über Pornofilme mit unfassbaren Titeln. Es wird viel konsumiert, nämlich Alkohol und nicht erlaubte Stoffe, wenig konsumiert werden Waschwasser, frische Wäsche und ähnlich unnötige Errungenschaften einer dekadenten Zivilisation. Rock begibt sich widerwillig auf die Suche nach einem verschwundenen Mädchen und  trifft auf allerlei Todesarten. Vom Wiener Brunnenmarkt bis zu nach Bratislava zieht er seine trashige Spur und mit dem Happy End schaut es auch eher wintergrau aus. DÜRRE BEWEISE (Czernin Verlag) ist die Fortsetzung von „Das Schwert des Ostens" wofür Rebhandl kürzlich den Leo-Perutz-Preis 2012 erhielt.

 

Der Kollege in der Scheune

Was für ein Sturm im Wasserglas!  Unter anderen vermeldete der „Spiegel"das Erscheinen des Krimis DER STURM (Fischer) -mit pikantem Hintergrund. PER JOHANSSON, in Wirklichkeit Thomas Steinfeld von der Süddeutschen Zeitung schrieb einen Krimi, in dem er einen angeblich ungeliebten Kollegen von einer Dachsfamilie fressen lässt. Der  solcherart exzentrisch Beerdigte soll Frank Schirrmacher, dem Herausgeber der FAZ nachgezeichnet sein. Der Tote wird als selbstverliebter Untergangsapokalyptiker durch den Kakao gezogen. Das ist nicht einmal besonders ironisch; für jemanden, den man wirklich nicht mag, müsste einem schon etwas  Bösartigeres einfallen. Jedenfalls, da liegen die Reste des deutschen Chefredakteurs in einer schwedischen Scheune; die Wälder sind dunkel wie es sich für den Norden gehört und noch besser, es kommt ein verheerender Sturm, der die Bäume hinwegfegt und manches zutage bringt, das hätte verborgen bleiben sollen. Nicht nur verfallende Scheunen, sondern auch versteckte Adelssitze mit clandestinen Computerzentralen sind da zu finden. Es wird recht viel zusammengerührt und das sprachlich dürftig. Es ist halt doch nicht ganz so einfach, in einem nur scheinbar trivialen Metier zu reüssieren. Dazu gibt es längst zu viele wirklich gute Autoren und Autorinnen.

 

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