Fenstersturz in Mariahilf


„Groschen gehörte nicht zu jenen Kommissaren, die von sich sagen konnten, niemals gescheitert zu sein. Auch besaß er keine alles überragende Intelligenz, keine besondere Kombinationsgabe, und seit er nicht mehr rauchte, konnte er nicht einmal mehr behaupten, besonders cool zu sein." So beschreibt der in zahlreichen literarischen Sparten umtriebige FRANZOBEL seinen Krimihelden (WIENER WUNDER, Zsolnay).

Vielleicht braucht es auch deshalb mehrere Dei ex Machina, die Groschen auf die Spur des Mörders führen. Es beginnt mit dem Selbstmord des 400-Meter Läufers Wenninger, der sich in Mariahilf aus dem Fenster gestürzt hat, was Groschen trotz eines einleuchtenden Motivs nicht so recht glauben mag. Die allseits gehypte Sportikone ist des Dopings überführt worden und stand vor dem Nichts. Trotzdem ermittelt Groschen im Umfeld des Sportlers und trifft auf mehrere Menschen, für die der Tod des „Wiener Wunder"-Läufers gelegen käme.

Franzobels Blick auf die Zustände im Spitzensport und das Dopinggeschäft mag zynisch erscheinen, ist aber wohl recht realistisch. Das Netzwerk aus Kontrollbehörde, Dealern, Ärzten und Sportlern kreiert für die Massen irgendwelche Idole, die ohne Doping gar nicht durchhalten könnten. Wohltemperiert eingesetztes Lokalkolorit und  bewährte Krimi-Szenarien, die mit ein wenig Ironie aber ohne innovative Überraschungen neu aufpoliert werden, schaffen Unterhaltungswert.  Das Durcheinander am Schluss gehört dazu: ein richtiger Krimi kommt eben nicht ohne Verrückte aus, schon gar nicht in Wien.

 


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