Mai 2016 Archives

Leichtgewichtig

Im Allgemeinen steht Don Winslow für wortgewaltige, politisch schwergewichtige Epen über  die Nachtseiten der USA, wie etwa den Krieg gegen die Drogen (Zeit des Zorns, Tage der Toten). Er liefert aber leider qualitativ extrem unterschiedliche Texte ab.

In A long walk up the Water Side (shrkamp) versucht er sich als Komödiant.  Der Erzähler bekommt unvermutet Familienzuwachs. Er soll  Polly Paget bei sich verstecken. Die beschuldigt einen Fernsehmoderator, sie vergewaltigt zu haben. Nun sind der Kerl und seine Frau mit einer Familiensendung in der sie penetrant heile, saubere Welt spielen, extrem beliebt. Dass sie dabei auch ein auf die Pleite zusegelndes Bauprojekt  bewerben, droht finanzieller Ruin sollte Polly Paget mit ihrer Klage durchkommen. Das Problem: die Frau kommt extrem schlampenmäßig daher und spricht eine derbe Sprache, die sie nicht besonders glaubwürdig macht. Sie soll in ihrem Versteck lernen, sich wie eine Dame zu benehmen und schön zu sprechen. Das ist manchmal recht lustig. Doch Obacht: wenn sich Frauen solidarisieren, haben Männer nichts zu lachen. Leichtgewichtige Ferienlektüre- , auf jeden Fall intelligenter als Germany.

Hier sucht Frank Decker die verschwundene Frau eines alten Freundes.  Die Dame scheint aber allerlei zu verbergen und irgendwann nach vielen Seiten und einem nicht unspannenden Beginn gelangt Decker auf seiner suche nach Deutschland. Aber da wird die Geschichte richtig trivial. Lohnt sich nicht.

VerblödeteTouristen

Recht schlau wird man nicht aus dem Roman des Mexikaners  Juan Villoro. Erst  einmal scheint es sich um eine Krimi zu handeln: in einem abgeschotteten Ferienparadies irgendwo an einem exotischen südamerikanischen Strand wird einer der Entertainer mit einer Harpune ins Jenseits befördert. Der Taucher war im hoteleigenen Aquarium zugange, wo er die Bewegungen der Fische in Töne umwandelte. Bald wird klar, dass es sich bei Das dritte Leben (Hanser) um einen merkwürdigen Hybrid handelt. Das Ganze ist nämlich auch Science-Fiction: die Meeresküste ist wegen des Klimawandels längst perdu, man braucht Indoor-Amusement. Wenn die Touristen mal in das kaputte Land nach draußen gelassen werden, erwarten sie fingierte Guerilla - Überfälle, nette Nachmittagsabenteuer als Geiseln oder die Begegnung mit angeblich total gefährlichen Tieren. Das ist alles endenwollend, zumal die Science-Fiction-Komponente zu wenig ausgearbeitet ist um wirklich interessant zu werden. Aus dem zynischen Unterhaltungsprogramm für verblödete All-Iclusive-Möchtegernabenteurer hätte man mehr machen können.

 

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