Juli 2017 Archives

Harte Bandagen

Ein amerikanischer Bergbaukonzern interessiert für Bodenschätze in Polen. Es ist absehbar, dass das nicht ohne größere „Zahlungen" an wen auch immer vonstatten gehen wird. Dass die Gegend durch den Bergbau so gut wie tot sein wird, kratzt keinen der Verantwortlichen. Ziemlich viel Geld ist verschwunden, ein Code für das Konto auf einer Schweizer Bank wird gesucht und dabei  geht es heftig zur Sache. Ein Journalist wird während seiner trashigen Radiosendung von einem Freund angerufen, der in eine Intensivstation eingeliefert wurde. Als der Journalist im Krankenzimmer ankommt, wird der schwer verletzte Schulfreund gerade von einer düsteren Gestalt gewürgt. Leider ist der ermittelnde Polizist einer von den Bösen. An der Jagd nach dem Code sind legale, halblegale und kriminelle Elemente beteiligt. Es wird im Übermaß geschossen und gefoltert, Autos zu Schrott gefahren und Maulwürfe enttarnt. Wer jetzt in wessen Sold steht bleibt meistens undurchschaubar und den Zivilisten, die in das Schlamassel geraten, fliegt ihr früheres Leben um die Ohren. Dominik Rettinger tut in Die Klasse (Zsolnay) des Guten zuviel: nicht auf jeder Seite muss wer getötet werden oder etwas in die Luft fliegen um einen spannenden Thriller zu produzieren. Seine finsteren Einfälle und Details würden für zwei Thriller locker reichen. Wenns denn schon um kriminellen Bergbau gehen soll wäre Steffen Jacobsens Thriller Lüge(Heyne) die bessere Wahl.

Botanische Verwirrungen

Holprig wie der Titel Dem Kroisleitner sein Vater kommt der Krimi von  Martin Schult (Ullstein) daher. Sehr positiv ist jedenfalls, dass es sich nicht um einen putzigen Heimatkrimi handelt sondern um eine ziemlich spröde Angelegenheit, wobei das Personenverzeichnis gute Dienste leistet. Der alte Kroisleitner ist 104 Jahre alt geworden und dann eines merkwürdigen Todes gestorben. Mit blauer Zunge und aufgeschürften Knien liegt die Leiche im Gelände. Es prallen alsbald  Leute aus der Großstadt und aus dem steirischen Dorf aufeinander. Das funktioniert kommunikationstechnisch ganz schlecht zumal sich da auch noch ein urlaubender Kommissar aus Berlin einmischt. Ausserdem kommt eine erfolgreiche Sängerin, die das Glamour-Leben satt bekam und ihren eigenen Tod inszeniert hat, in ihr heimatliches Dorf zurück und sorgt für zusätzliche Verwicklungen. Die Dame erinnert an Amy Winehouse, ein witziger Einfall des Autors, der hier aber irgendwie überkandidelt rüberkommt. Schult gelingt ansonsten es ganz gut, dem Dorfleben Atmosphäre einzuhauchen aber in Sachen Flora hat Schult unentschuldbar geschludert. Das Bärlauch-Pesto, das eine gewisse kriminelle Rolle spielt  kann unmöglich Blätter der Herbstzeitlose enthalten. Weil: diese Pflanzen wachsen nicht auf einem gemeinsamen Standort. Bärlauch ist im Wald zuhause, die Herbstzeitlose auf der Wiese. Und die Jahreszeit ist auch daneben. Bärlauch pflückt man im Frühjahr im Wald, er braucht Licht und sobald die Bäume austreiben ziehen sich die Blätter ein, die Herbstzeitlose hingegen- siehe Namen... Was dem Autor wohl vorschwebte, ist eine Verwechslung der Bärlauchblätter mit Maiglöckchen. Das passiert immer wieder mal und führt eher nicht zu harmloser Übelkeit sondern im krassesten Fall zum Tod. Die Botanik ist ein Hund...

Ein schneller Tod

Hat er sie umgebracht oder nicht? Die junge Frau ist offensichtlich erstickt. Der fette Schauspieler, ein ausgemachtes sexistisches Ekel, ist der klassische Verdächtige. Die Leiche in seinem Hotelzimmer kann er sich nicht erklären. Angeblich war die Dame noch quicklebendig als er kurz zur Toilette musste. Und der Bodyguard, ein mächtig großer Vertreter der amerikanischen Ureinwohner von Stamme der Cree trägt auch nichts Erhellendes zum Fall bei. Die Mafiosi, die in den Schauspieler wie in eine Aktie investiert haben, sind nicht daran interessiert dass, - welche Wahrheit auch immer-, zutage tritt und machen Spenser das Leben schwer. Spenser hat also wieder einmal ein frustrierendes Rätsel zu lösen. Was sich erst bessert, als der Bodyguard  zu Spenser überläuft.

Robert B. Parker, der 2010 starb, war ein Vielschreiber. Spenser und der Cree-Indianer (Pendragon) ist typisch für seinen Stil: schnelle, sehr witzige Dialoge, absolut respektlos und politisch unkorrekt, aufgelockert mit saftigen Nahkampfszenen wobei

wobei die Moves nicht immer ganz nach vollziehbar sind. Aber egal,

eine Überdosis Parker muss ja nicht sein, aber ab und zu macht er

Spaß. Und einen Vorteil hat das Buch noch, es ist schmal und leicht und passt daher gut ins Fluggepäck.

 

 

 

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