Der Präsident als Actionheld

Was für eine seltsame Symbiose, Bill Clinton und James Patterson, Vielschreiber  vom Dienst, basteln zusammen einen Thriller. Der Autor Clinton ist natürlich ein Verkaufsargument. Man ist neugierig und hofft ein wenig über das Innenleben im Zentrum der Macht zu erfahren. Doch ziemlich bald  hat man das Gefühl, dass Clinton sich erst einmal den Frust über seine unfaire Behandlung  beim Impeachmentverfahren  von der Seele schreiben wollte. Präsident Duncan  kämpft ebenfalls gegen ein Amtsenthebungsverfahren und da kommen Bösartigkeit, Hinterlist und Ränke der politischen Gegner aufs Tapet. Duncan soll mit einem Dschihadisten telefoniert haben.

Das kommt einem Hochverrat gleich. Doch Duncan, der hartgesottene Hero, bleibt standhaft. Denn Duncan versucht in Wirklichkeit, Schlimmes von den USA, ach was, der ganzen Welt abzuwenden. Ein unauffindbares Virus wurde in das globale Netz eingeschleust. Es droht nichts weniger als der Zusammenbruch der Zivilisation. Duncan macht sich heimlich aus dem Weißen Haus davon und übersteht anschließend mehrere Attentate, wobei er die Arbeit nicht allein seinen Leibwächtern überlässt, sondern selbst tatkräftig in Aktion tritt. Es ist nicht unfair, einen Teil des Inhalts zu verraten, denn die Handlung ist so vorhersehbar wie in einem x-beliebigen Action-Thriller und sprachlich farblos.

Gut, selbstlos,  klug und tapfer sei der Präsident bis zum Ende, wo es noch eine gehörige Portion Pathos gibt.

Interessant sind andere Aspekte. Clinton geht davon aus, dass sich die wesentlichen Mechanismen und Strukturen einer Demokratie noch funktionieren. Die gegenwärtige Erosion hat er sich wohl  nicht vorstellen wollen. Das wäre aber auch zu nahe an einer bösen Dystopie, da müsste sich der Ex-Präsident einen Science- Fiction- Autor anlachen.

 

 


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