Zuletzt in Max Bronski abgelegt

Erinnerung gelöscht

Wer einer zu dieser Jahreszeit an einer Überdosis Kitsch, Hektik und Glitzer leidet findet bei Max Bronskis Oskar (Droemer) ein Gegenmittel. Jedenfalls  am Anfang: da findet sich ein gewisser Oskar  in einem billigen Sarg eingeschlossen und auf dem Transport zum Krematorium. Oskar, lediglich mit Boxershorts bekleidet, entkommt dem Sarg und dem Kombi und landet im Englischen Garten von München. Er hat das Gedächtnis verloren und keine Ahnung wer er ist, woher er kommt und warum er bei einem Gelegenheitsjob in einem einem Kiosk von einem Mafioso bedroht wird. Dieser muss auf bizarre Weise dran glauben; sein Slapstick-Abgang bringt weitere Verwicklungen. Dann kippt das Geschehen in eine historisch konkrete Zeit. Irgendwie ist Oskar mit den Geschehnissen in Südtirol verbunden als die Bombenleger- je nach Perspektive Heimatschützer oder Terroristen- gegen die Oberhoheit des italienischen Staates kämpften. Das sind nun  zwei Ebenen, die irgendwie nicht zueinander passen. Die Geschichte eines Kindes, das zwischen den Fronten aufwächst und seine Eltern in diesem Konflikt verliert, ist ein durchaus realistischer Entwicklungsroman. Der dünne Faden, der Vergangenheit und Gegenwart miteinander verbindet ist der Sprengstoff. Den soll Oskar jetzt nicht wie seine Vorfahren zum Sprengen von Masten verwenden, sondern quasi zu seinem guten Zweck, nämlich einen umweltschädlichen Wasserspeicher in die Luft zu jagen. Das ist alles sehr bemüht und letztlich nicht überzeugend.

Da ist der im Vorjahr veröffentlichte Roman von Max Bronski viel konziser: Mad Dog Boogie (Kunstmann) handelt von einem Trio, das in einem Nobelheim für psychiatrische Fälle wohnt. Hier geht es  raffinierter um Gedächtnis und Erinnerung, um Möglichkeiten, Gehirne mit falschen Erinnerungen zu füttern und was von uns übrigbleibt, wenn wir uns auf unser Gehirn nicht mehr verlassen können.

 

 

 

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