Worüber man nicht sprechen kann

Abhängigkeiten, Besessenheiten, Lebenslügen, Wut und Verdrängung, aus diesem explosiven Gemisch besteht die subtile Psychostudie Das Brautkleid  (DVA) von Paule Constant. Der Leser steigt ein, als schon alles vorbei ist. Es gibt Angeklagte, deren Anwälte und eine Richterin, Gegenrede, Verteidigung und jede Menge Erinnerungen und Erklärungen, die eine allwissende Erzählerin voraussetzen. Ein makabres Bild steht am Ende des Romans. Eine Frau, halb bewußtlos liegt in ihrem Brautkleid in einer überfließenden Badewanne. Daneben eine Sporttasche mit der Leiche ihres ermordeten Kleinkindes. Die Richterin hat, abgesehen von den für sich sprechenden Fakten, zusätzliche Vorurteile gegenüber der Angeklagten. Diese Catherine, eine verwöhnte, vom Glück begünstigte Tochter aus gutem Hause hat ihren Ehemann umbringen lassen, weil der sich eine Geliebte genommen und mit dieser ein Kind gezeugt hat. Wie hat sie den Mörder instrumentalisiert oder hat nicht vielmehr dieser Gewalttäter
eine verzweifelte Frau von sich abhängig gemacht? Hätte Catherine nicht merken müssen, dass Jeff mit einer erfundenen Biografie auf die Tränendrüsten drückt? Welche Rolle hatte die Jugendfreundin aus der Unterschicht in diesem Machtspiel? Was kann man überhaupt mitteilen, wo endet jede Kommunikationsbemühung und wie nimmt die Geschichte Catherines Einfluss auf das Leben der Richterin und der Anwälte? Kein Text für Krimiverschlinger - hier herrscht eher Reflexion als Action.


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