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Iain Levison: Tiburn. Matthes & Seitz

Professor im Bett, Räuber im Keller
Das ist wirklich dumm gelaufen. Als sich der Geschichtsprofessor Elias White von der minderjährigen Tochter seines Nachbarn  verführen lässt, wird er ausgerechnet von einem Bankräuber beobachtet. Der braucht einen Ort um sich zu verstecken und da kommt ein erpressbarer Professor gerade recht. Elias ist genötigt, den Verletzten in seinem Keller zu verstecken. Ausserdem besticht er auf Geheiß des ungebetenen Gastes die Krankenschwester des Colleges,  welche - aus Jamaika stammend- Erfahrung im Umgang mit Schussverletzungen hat und Dixon verarztet. Levison beschreibt ein raffiniertes Spiel aus Einschüchterungen, Erpressung und Komplizenschaft und lässt es dabei an Zynismus nicht fehlen. Die FBI Agentin die die Spur des Bankräubers verfolgt ist ebenso wie Elias von ihrem Beruf frustriert. Sie ist gut im Job, hat aber keine Chance auf Karriere weil sie eine Frau ist. In dem Kaff in dem sie den Bankräuber vermutet, befragt sie auch White, findet so einigermaßen Gefallen an ihm und landet in seinem Bett, während der Verbrecher im Keller stillhalten muss. Levisons Blick auf Feiglinge, Lebenslügen und Opportunisten ist glasklar, er entlarvt die Mechanismen der political correctness ebenso wie den inferioren akademischen Betrieb in dem es darum geht, pseudooriginelle Thesen mit kalkulierter Tabuverletzung aufzustellen um zu möglichst vielen Veröffentlichungen zu kommen. Was seinen stupiden Aufsatz über die Nazis angeht, hat White sich gründlich verspekuliert, aber er wird bald ganz was anderes zu tun haben.  Der letzte Satz des absolut empfehlenswerten Buches, „Alles hat sich für alle zum Guten gewendet" ist wenig tröstlich, ganz im Gegenteil!

 

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