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Bankräuber, Schatzgräber und verliebte Polizistinnen
Die Zeitungen nennen ihn "Buschbandit", seine Arbeitsweise ist effektiv: die Banken in den australischen Kleinstädten überfällt Wyatt mit einer abgesägten Schrotflinte und macht sich dann mithilfe gestohlener Fahrzeuge davon. Sein Neffe Raymond bewundert den erfolgreichen Onkel und versucht seinerseits, einen größeren Coup zu landen. Dabei fällt er auf die windigen Versprechen eines Mannes herein, der ein Schiffswrack voll Edelmetall gefunden haben will und nur noch einen Investor sucht, der die Bergungskosten mitträgt. Als Köder dient eine sehr entgegenkommende Dame, welche die Investoren entsprechend „behandelt". Die Polizistin Liz bringt einen korrupten Kollegen zur Strecke, verliebt sich in den wortkargen Wyatt und findet dessen Juwelen-Beute. Da man sie aus dem Job mobbt, landet sie zwangsweise auf der anderen Seite des Gesetzes, dann im Bett von Wyatt, später im Kleiderschrank. Garry Dishers Krimi-Personal ist durchweg übel. Jeder betrügt jeden und man stirbt meistens an Schusswunden oder fällt betäubt über eine Reling. Im atemberaubenden Tempo hetzen die Figuren durch die australische Provinz, Disher gönnt ihnen keine Rast. Die Flucht wird zur normalen Lebensform, Habgier zur Dauerbefindlichkeit, Stehlen ist so selbstverständlich wie atmen und für unterbelichtete Fluchthelferinnen gibt es ebenfalls keine Gnade. Die Ordnungshüter treten nur peripher in Erscheinung und trotzdem wird es für Wyatt, der schon in mehreren Bänden Dishers überlebt hat wirklich eng. Rau und eigenständig, dazu noch im handlichen Kleinformat, passt Dishers rasanter Krimi in jede Badetasche und verspricht mit einem heftigen Show-Down Spannung bis zur allerletzten Seite.

Besondere Ekel
Garry Disher oftmals hoch gelobt, wird wieder einmal seinem Ruf gerecht: Schnappschuss"
ist ein ausgefuchster Krimi aus der australischen Provinz, wo die Leute ehrbar und die Wasser tief sind. „Samstag abend hatte sie zugeschaut, wie  Robert es mit vier Frauen  hintereinander trieb. Sie selbst hatte Sex mit zwei Männern. Nun war es Dienstag und sie fuhr mit ihrer siebenjährigen Tochter über den Highway". So wird uns mit den ersten Sätzen Janine McQuarrie vorgestellt. Janine gehört nicht zu den Netten. Manipulativ, streitsüchtig und in ihrem Job als Psychologin denkbar ungeeignet, trotzdem ist es etwas krass, sie deswegen zu erschießen. Genau das passiert aber gleich am Anfang. Sie hat bei den Swingerparties heimlich Fotos mit ihrem Handy gemacht und dabei auch ihren blöde feixenden Ehemann nicht ausgenommen. Fürchtet jemand, bloßgestellt zu werden? Oder steckt ein rachsüchtiger Partner, dem die eigene Frau mit Unterstützung Janines davongelaufen ist, hinter dem Mord? Disher lässt seine weiblichen Figuren nicht gut aussehen, aber die Männer sind besondere Ekel. Chauvinisten überall, egal ob im trauten Heim oder bei der Polizei, Reaktionäre der übelsten Sorte, die es ganz gut finden, dass die „linke" Chefredakteurin des Lokalblattes umgebracht wurde, hirnlose, kleinkriminelle Teenager, sadistische Aufseher von Internierungslagern, die in Australien zum Einsperren von illegalen Immigranten dienen, traumatisierte Ex-Soldaten, kurzum, das ganze geballte Elend und trotzdem nirgends ein plausibles Mordmotiv. Detective Inspector Hal Challis braucht viel Mut, um sich gegen die lokalen Platzhirschen durchzusetzen. Kompakt, schlüssig, spannend, ab in den Urlaubskoffer!

 

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