Zuletzt in Manfred Wieninger abgelegt

Begraben und Ausgegraben
Ex-Polizist Marek Miert, sattsam bekannter Diskont-Detektiv mit leichtem Hang zum Autismus bekommt den Auftrag, einen eigenbrötlerischen Buchhändler zu beschatten und zu beschützen. Irgendwo in den Tiefen des österreichischen Outback namens Harland, in heruntergekommenen Arbeitersiedlungen, Industrieruinen und Aulandschaft ist nichts so beschaulich wie es scheint. Der Buchhändler geht in der Einsamkeit der halbaquatischen Natur eigenartigen Vermessungsarbeiten nach und Marek, der vorgibt, Schneeglöckchen zu suchen, erfährt, dass da einst, überwuchert und gänzlich vergessen, eine Zwangsarbeitersiedlung gestanden hat. Man ahnt also schon: wer ausgraben will was andere begraben haben wollen, wird gröbere Schwierigkeiten bekommen, zumal im Harlander Stadtarchiv sämtliche Akten über einstige Parteimitglieder verschwunden sind. Marek wird zusätzlich in eine halb private Fehde verwickelt. Sein ehemaliger Vorgesetzter und Intimfeind Oberleutnant Gabloner - „unberechenbar wie ein bösartiger Makake"- hat Marek umstandslos eingebuchtet. Denn wenn jemand neben einer süchtigen Minderjährigen und einem  zusammengeschlagenen Dealer aufgefunden wird, hat er schlechte Karten. Marek wird zwar freigelassen, aber er soll dafür als Spitzel dienen. Gabloner möchte sich als Aufdecker ukrainischer Mafianetzwerke profilieren, Marek dagegen möchte nichts als überleben. Wieningers Plot  ist überschaubar und  fern von artifizieller Überfrachtung. Seine eigentliche Stärke liegt wieder einmal in der Schilderung der Milieus, der halbverrückten Außenseiter und der hinterfotzigen, pessimistischen  Alltagsphilosophie des beleibten Detektivs, welche ihn jedoch nicht daran hindert, eine Grillparty im zugemüllten Hinterhof zu genießen. Selbstironie und Witz sind bessere Überlebensmittel als Waffen, auch wenn Marek selbstgebastelte Schießeisen zu schätzen weiß.
Auch bemerkenswert: eine plastische, überaus grausige Beschreibung des Monats Februar!

 

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