Zuletzt in Francesco Sorti abgelegt

Wilde Intrigen in Rom
Das italienische Autorenpaar Monaldi & Sorti ist Meister in der fugenlosen Verbindung von historisch verbürgten, wenn auch oft verdrängten Fakten und Fiktion. Im neuen Opus erzählt der Ziehsohn von Leonardo da Vinci  aus der Perspektive von „unten" vom Romaufenthalt seines Meisters. Die Tradition des Schelmenromans wird hier wieder aufgegriffen: Salaì, neugierig, verfressen und schlau, ist immer zu sexuellen Abenteuern bereit. Gern macht er sich über seinen unbeholfenen Meister und seine Gelehrtenfreunde lustig. Der Hintergrund ist freilich ein ernster. Im Grunde geht es darum, wie Geschichtsschreibung für die jeweiligen politischen Zwecke manipuliert wird. Und, wie im Falle der Germania des Tacitus, Schriften auch schlicht gefälscht wurden, um ein Gegenbild zu den so bösen rezenten Zeiten zu haben. Monaldi und Sorti haben gründlichst in den Archiven recherchiert und irritierende Fakten zutage gefördert. Etwa der schlechte Leumund des Borgia-Papstes Alexander: der beruht zum Großteil auf der Gegenpropaganda in Deutschland; so wurde gezielt für die Reformation und gegen den katholischen Klerus Stimmung gemacht. Salaì begegnet in Rom allerlei geheimen Bünden, an ihrer Spitze dem ruchlosen Schreiber des Papstes, Johannes Burkard, der sogar eine Boccaccio- Erzählung plagiierte, um dem Papst zu schaden. Der Anhang mit den Quellen und Verweisen ist mindestens so spannend wie die wilden Intrigen in Rom: ein intellektueller Genuss im Gewande eines historischen Krimis und eine harsche Aufforderung an die Historiker-Kollegen, mehr Quellenforschung zu betreiben.

 

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