Zuletzt in Anne Holt abgelegt

Viel zu viele Verdächtige
Eine Reverenz an den klassischen Kriminalroman, spielerisch weiterentwickelt, aktualisiert und recht bissig, das ist Anne Holts neuester Krimi. Das Setting ist altbewährt: In einer geschlossenen Gesellschaft geschieht ein Mord. Der oder die kluge Detektivin  findet durch Befragung und mehr oder weniger nachvollziehbare Kombination heraus wer der Mörder ist. In diesem Fall sind die Umstände ein wenig dramatischer als auf einem englischen Landsitz zur Teezeit. In Norwegen entgleist ein Zug wegen eines heftigen Schneesturms. Die rund 200 Passagiere können trotz des Orkans evakuiert und in ein nahegelegenes Berghotel gebracht werden. Mürrische Beobachterin der wilden Szenen ist Hanne Wilhelmsen, eine Expolizistin, die nach einem Schusswechsel querschnittgelähmt im Rollstuhl sitzt. Aktiv kann sie kaum handeln, also muss sich die Ich-Erzählerin auf ihre geistigen Kapazitäten beschränken, als ein Mitglied der Zwangsgemeinschaft ermordet wird. Nicht nur, dass es zu viele Verdächtige gibt, das Ganze wird noch komplizierter, weil an den Zug ein Sonderwaggon angehängt gewesen war: wer sind die anonymen Miteisenden, die niemand zu Gesicht bekommen hat?  Etwa Mitglieder des norwegischen Königshauses? Tatsache ist, dass ein Teil des zugeschneiten Hotels abgesperrt und von unfreundlichen Bewaffneten abgeriegelt wird. Wilhelmsen wird immer misanthropischer, die Kühlräume in der Küche werden grausig zweckentfremdet, Hunde machen sich unbeliebt und weil so schnell keine Rettung in Sicht ist, zeigen sich die Eingeschlossenen bald von ihrer schlechtesten Seite. Wilhelmsens Aussenseiterposition gewinnt dem  Geschehen ganz neue Perspektiven ab und verleiht dem scheinbar abgenutzten Krimimuster neuen Glanz.

 

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