Beschädigte Seelen

Karen besucht ihre Freundin Maria in deren Wochenendhaus an einem isländischen See. Maria ist zuhause, aber tot, sie hat sich an einem Balken erhängt. Ein eindeutiger Selbstmord, es heißt Maria habe den Tod ihrer krebskranken Mutter nicht verkraftet, sie sei ohnehin seit ihrer Kindheit traumatisiert gewesen, weil zusehen hatte müssen wie ihr Vater ertrank. Niemand ausser der Mutter hat gesehen, was damals auf dem Boot wirklich geschah. Alles gute Gründe für eine Depression, aber Kommissar Erlendur bleibt misstraurisch. Er versucht, die Seelenlage der Toten zu rekonstruieren. Er erfährt, dass Maria zu Hellsehern gegangen ist und überzeugt war, dass ihre tote Mutter aus dem Jenseits Kontakt mit ihr aufgenommen habe. Nun ist der Glaube an Geister in einer Gegend wie Island nichts Besonderes. Sind doch viele Isländer überzeugt, dass es Naturgeister gibt, die zum Beispiel durch Straßenbau nicht gestört werden dürfen. Erlendur traut jedoch dem Mann der Selbstmörderin nicht. Der Mediziner, der während seines Studiums zu bizarren Experimenten neigte, erbt nämlich eine stattliche Geldsumme. Arnaldur Indridasons düstere Island-Krimis sind durch die spezielle Landschaft und das Klima geprägt und Kälteschlaf (Lübbe) ist dafür ein einprägsames Beispiel. Der Autor verbindet geschickt verschiedene Zeitebenen miteinander, indem er dem Schicksal Marias die durch eine familiäre Katastrophe geprägte Jugend Erlendurs gegenüberstellt. Überhaupt ist hier viel von zutiefst beschädigten Seelen die Rede. Denn Erlendurs Unfähigkeit, seine Ehe aufrecht zu erhalten und seinen Kindern ein emotional zugewandter Vater zu sein, erklärt sich aus seinen frühen Erlebnissen, was wiederum die Kinder psychische Verletzungen davontragen lässt. Ein vielschichtiger Krimi aus einer rauen Welt, in der die Geister ein Wörtchen mitzureden haben.

 

 


KEINE TRACKBACKS

TRACKBACK URL: http://mt.instant.at/mt-tb.cgi/104

 

AutorInnen

instant™ Design Wien
Site by