Der Guru und die Bombe

Die Literaturgala im Wiener Rathaus ist wieder einmal so richtig fad. Die Reden nehmen kein Ende und die Journalistin Mira Valensky schaut sich die ebenfalls gelangweilten Besucher an. Die Mischung aus Halbpromis, eitlen Schriftstellern und der üblichen Wien-Mafia, die bis zur Kenntlichkeit geschildert wird, gerät aber schnell in Fahrt, als ein Bombemalarm die Veranstaltung zum Erliegen bringt. Wer die Drohung warum geschickt hat, ist völlig unklar. Alles drängelt zu den Ausgängen, - wirklich alles? Mira beobachtet noch ein paar Besucher, die sich auffällig verhalten, bevor sie mit dem Tross des Bürgermeisters durch irgendwelche geheimen Gänge das Weite sucht. Mira erhält von ihrem Arbeitgeber, dem „Magazin" den Auftrag, alles haarklein zu schildern und Mira schafft es natürlich wieder einmal nicht, sich aufs bloße Recherchieren zu beschränken. Eine seltsame Figur interessiert sie besonders: Herr Weis, ein angesagter Guru, ständig in Weiß gekleidet und Verfasser eines Esoterik-Schinkens an dem Mira umständehalber mitgeschrieben hat. Er hat ein schickes Haus aus Glas wo er seine verzückten Jüngerinnen „behandelt", einen unauffälligen Adlatus und eine verfängliche Fotosammlung. Als ästhetischer Gegenpol zur Weis-Villa entpuppt sich eine Recyclinganlage für Asphalt, die auch noch ganz andere Materialien schreddern kann. Zusammen mit ihrer Freundin Vesna und deren Putzfrauenconnection macht sich Mira auf um erstens eine gute Story zu schreiben und zweitens, -viel wichtiger-, ihre Neugierde zu befriedigen. Manch Seitenhieb auf zeitgeistige (Fehl)entwicklungen und sensationsgeile Medien findet sich auch, aber alles wohltemperiert und nicht so heftig, dass es wirklich wehtut. Insofern sind die Krimis von Eva Rossmann sehr, sehr Wienerisch (Leben lassen, Folio Verlag).


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