Archäopterix und Alien

Der Pornodarsteller Lorenz Mohn ist seinen Job leid. Er will aus dem  anödenden Schmuddelgeschäft aussteigen und beschließt, ein kuscheliges kleines Wollgeschäft zu eröffnen, wo sich alle Kundinnen wohlfühlen sollen. Das Ladenlokall das er mietet hat einen Hinterhof mit einem märchenhaft verwachsenen Garten und einer märchenhaften Insassin. Die elfenhafte Sera ist eine Heiratsvermittlerin der besonderen Art, in die sich Lorenz natürlich verliebt. Aber in jedem Paradies wohnt bekanntlich auch eine Schlange. Lorenz leiht sich für sein Vorhaben Geld von einer undurchsichtigen Geschäftsfrau. Die verlangt sieben Jahre lang keine Zinsen, nicht einmal das Geld zurück, sondern stellt die merkwürdige Bedingung, dass Lorenz stattdessen ein Leben retten muss. Dass da kosmisch-dunkle Mächte am Werk kann man sich unschwer ausmalen.

Nach einem poetischen Anfang gleitet die Handlung von Gewitter über Pluto (Piper) allmählich in seltsame Fahrwasser. Es ist Heinrich Steinfests Erzählkunst, die einem das Verrückteste ganz natürlich vorkommen lässt. Dass ein uralter Agent des Pluto unter uns Erdenwürmern weilt und dringend den Solnhofer Archaeopterix klauen muss, erscheint ganz logisch. Auch, dass er dazu den begabten Laienpaläontologen und hauptberuflichen Bäcker Nix ermordet und die Leiche unter dem schlafenden Ex-Pornodarsteller deponiert, hat eine innere Folgerichtigkeit. Der Irrwitzigkeiten ist kein Ende. Das ist sehr vergnüglich, abgedreht und mit allerlei Philosophie  für den Alltag versehen. Es geht mit Science-fiction weiter. Im Jahr 2015 tauchen in den Wäldern - ein Wunder dass es sie noch gibt - ziemlich aggressive Zwerge auf, die jegliche Kommunikation verweigern.

Auf dem Pluto werden die Wetterstationen entdeckt, die die Parallelwelt des Ausserirdischen dort installiert hat, was die Menschheit beunruhigt und der inzwischen gesundheitlich beeinträchtigte Lorenz  Mohn muss seine Schulden bei der erbarmungslosen Geldverleiherin begleichen. Steinfest ist irre aber lustig. Und wie er überzeugend ausführt, nur, wer einen Defekt erleidet, kann eventuell die Welt sehen wie sie wirklich ist.


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