In einem (fiktiven) Dorf an der Ostküste Englands hätte man die Tragödie um das erwürgte Mädchen gern vergessen. Aber die als Mörderin verurteilte Frau, die immer ihre Unschuld beteuerte, hat sich Jahre später im Gefängnis umgebracht. Kurz danach wurde sie von einem Zeugen entlastet. Es steht fest, dass die Ermittler damals schlampig und voreingenommen waren. Eine ungeschlachte Kommissarin, geplagt von Ekzemen und Neigung zum Alkohol aber mit einem scharfen, sarkastischen Verstand wird aus einem anderen Landesteil in das öde Dorf geschickt, um den Fall noch einmal aufzurollen. Die etwas gelangweilte junge Mutter, die sich in erotischen Tagträumen über ihren Nachbarn verliert und sich an den Mord an ihrer einzigen Freundin erinnert, wird wieder mit der eigenen Geschichte konfrontiert. Abigail war schlau, manipulativ und verwöhnt - wen hat sie derart zur Weißglut gebracht, dass sie erwürgt wurde? Opferschuld (rororo) ist nicht auf spekulative Grausamkeiten ausgerichtet. Ann Cleeves nähert sich ihren Figuren behutsam. Sie nimmt sich viel Zeit, vermeidet aber klugtuerische Psychologisierungen. Ein feiner, stimmungsvoller Krimi!