April 2012 Archives

Späte Vergeltung

Klassentreffen sind per se katastrophenträchtig. Eigentlich hat man wenig Lust, Leute zu treffen, die man von Jahrzehnten schon  nicht mochte. Die absurden Protzereien mit Haus, Frau, Kind und Hund- die noch absurderen Babyfotos, die alle gleich ausschaun sind wahrlich nicht das, was man sich von einem interessanten Abend erhofft. Manchmal werden noch alte Rechnungen beglichen wie in dem Krimi SCHWEIGENDE SÜNDE (dtv)von LIENEKE DIJKZEUL. Da wird im Rahmen eines solchen Schulfestes ein Lehrer erschlagen. Und zwar im WC, mit seiner eigenen Krücke. Kommissar Vegter sucht nach dem Motiv. Das ließe ich finden, denn der Lehrer war eine sogenannte schillernde Persönlichkeit. Narzisstisch, engagiert, aber auch ätzend und seine Ex-Frauen und Töchter scheinen ihn keinesfalls zu vermissen. Die holländische Autorin macht aus einem schon oft benützten Plot einen überraschend vielschichtigen Krimi, indem sie etliche Nebenhandlungen entwickelt die die Spannung am Köcheln halten.

Wenn das Unbwusste waltet

Sie war eine reizende alte Lady, da sind sich alle einig,  nach einem Sturz vom Pferd vollständig gelähmt und hilflos ihrem Mörder ausgeliefert, der sie mit einem Kissen erstickte. Das kleine englische Dorf ist in Aufruhr. Der Dorfpolizist  fühlt sich schuldig, weil er die Tragödie nicht verhindern konnte. Er wird von den  hinzugezogenen, ortsfremden Ermittlern beiseitegeschoben und muss sich mit demütigenden Hilfsdiensten zufrieden geben. Das kränkt ihn, zumal er sich auch privat mit großen Problemen herumschlagen muss. Seine geliebte Frau ist unheilbar erkrankt, hat einen Selbstmordversuch hinter sich und braucht zunehmend mehr Pflege. Hinter dem Rücken ihres Ehemannes nimmt sie Kontakt mit  einer Euthanasie-Organisation auf.

Im Altenheim werden weitere Menschen umgebracht. Ist da einer unterwegs, der aus „Mitleid" mordet? Und wie steht es um die geistige Gesundheit der handelnden Personen? Ob man den Schluss für glaubwürdig empfindet oder nicht - BELINDA BAUER, die Wales lebt, gelang mit DER BESCHÜTZER (Manhattan) ein überzeugender Psychothriller zwischen Heidekraut und Stechginster.

Finstere Pferdeboxen

KREUZFEUER (Diogenes)  ist der letzte Roman an dem Vater DICK FRANCIS und Sohn Felix zusammengearbeitet haben, bevor der Dauerbeststellerautor Dick Francis 2010 verstarb. Der Ich-Erzähler kehrt aus dem Afghanistan-Einsatz heim nach England- nicht freiwillig, er hat einen Fuß verloren und als er aus dem Krankenhaus  entlassen wird, weiß er nicht so recht wohin. Die Armee war sein zuhause gewesen, mit dem Stiefvater hat er sich nie vertragen und seine Mutter ist nicht von der  herzlichen Sorte. Dennoch bleibt ihm nichts anderes übrig, als bei ihr  Unterschlupf zu suchen. Die Mutter ist mäßig begeistert und hat Sorgen. Ihr renommierter Rennstall wird anscheinend vom Pech verfolgt, Pferde werden krank und verlieren Rennen, die sie eigentlich gewinnen müssten. Tom kommt bald dahinter, dass seine Mutter erpresst wird und beschließt, einige von den Fähigkeiten, die er als Soldat trainiert hat einzusetzen. Wer Francis kauft, weiß was drin ist. Pferde, Rennen, dunkle Geschäfte, Wetten, britische Gentlemen, die nicht immer koscher sind. Also nichts Neues in der Pferdebox- ausser dass jetzt Steuerhinterziehung und windige Bankgeschäfte hinzukommen. Wird interessant zu sehen, was der Ex-Physiklehrer Felix Francis draus macht, -wenn er denn allein weiterschreibt.

 

Meister des Handwerks

Der Mann hat einen bizarren Job. Sein Auftrag: Folter. Seine Klienten: Menschen, die wissen wollen was ein anderer weiß, aber nicht verrät. Der Mann, der sich Geiger nennt hat etliche ausgetüftelte Folterkammern wo er die Auskunftsunfreudigen zum Reden bringt.

Seine Regeln: es darf bei der Prozedur niemand sterben und Kinder sind tabu. Die Geschäfte laufen gut. Bis jemand einen Buben bringt, der sagen soll, wo sich sein Vater befindet. Geiger streikt und bringt sich damit in Lebensgefahr. Gleichzeitig tauchen Erinnerungsbruchstücke aus seiner Jugend auf. Geiger, der Mann mit den erstaunlichen Fähigkeiten der seinen Vergangenheit derart verdrängt hat, dass er nicht weiß wer er ist, beginnt sich zu verändern. Drehbuchautor MARK ALLEN SMITH hat in seinem Debutroman DER SPEZIALIST (Lübbe) einen interessanten Charakter geschaffen und bringt das Kunststück fertig, dass sich der Leser mit einem Folterer zu identifizieren vermag
 

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