August 2009 Archives

In der Hitze des Sommers

  Ein unheimlicher Serienmörder treibt im schwedischen Linköping sein Unwesen. Er hat es auf junge Mädchen abgesehen. Eins der Opfer ist mit dem Leben davongekommen, es wurde vergewaltigt, verletzt und dann mit einem scharfen Reiniger abgeschrubbt. Das Mädchen kann sich an nichts erinnern, und taucht ab in gnädiges Vergessen. Die Teenager-Freunde sind einsilbig, geben sich gleichgültig, haben sie etwas zu verbergen?  Ein weiteres Mädchen wird vermisst und bald darauf, in ähnlicher Weise zugerichtet, tot aufgefunden. Malin Fors und ihre Truppe sind ratlos. Sei verdächtigen die falschen Leute, bekommen Schwierigkeiten wegen ihrer Vorurteile und Malin hat zu allem Überfluss auch noch privat Probleme. Sie ist geschieden und hat noch immer nicht Frieden mit ihrem Ex geschlossen. Ihre halbwüchsige Tochter ist mit ihrem Vater in die Ferien geflogen und Malin muss in der brutalen Sommerhitze ausharren. Dann brechen Waldbrände aus. Die Stadt spielt verrückt und manche von Malins Kollegen lassen ihren rassistischen Anwandlungen freien Lauf. Mons Kallentoft gibt sich in Blut soll euer Zeichen sein (Wunderlich) Mühe, nicht eine simple lineare Erzählung zu konstruieren. Die Stimmen der Opfer aus dem Jenseits hätte er sich allerdings sparen können ebenso den ein wenig zu lieblich ausgemalten Schluss

Beschädigte Seelen

Karen besucht ihre Freundin Maria in deren Wochenendhaus an einem isländischen See. Maria ist zuhause, aber tot, sie hat sich an einem Balken erhängt. Ein eindeutiger Selbstmord, es heißt Maria habe den Tod ihrer krebskranken Mutter nicht verkraftet, sie sei ohnehin seit ihrer Kindheit traumatisiert gewesen, weil zusehen hatte müssen wie ihr Vater ertrank. Niemand ausser der Mutter hat gesehen, was damals auf dem Boot wirklich geschah. Alles gute Gründe für eine Depression, aber Kommissar Erlendur bleibt misstraurisch. Er versucht, die Seelenlage der Toten zu rekonstruieren. Er erfährt, dass Maria zu Hellsehern gegangen ist und überzeugt war, dass ihre tote Mutter aus dem Jenseits Kontakt mit ihr aufgenommen habe. Nun ist der Glaube an Geister in einer Gegend wie Island nichts Besonderes. Sind doch viele Isländer überzeugt, dass es Naturgeister gibt, die zum Beispiel durch Straßenbau nicht gestört werden dürfen. Erlendur traut jedoch dem Mann der Selbstmörderin nicht. Der Mediziner, der während seines Studiums zu bizarren Experimenten neigte, erbt nämlich eine stattliche Geldsumme. Arnaldur Indridasons düstere Island-Krimis sind durch die spezielle Landschaft und das Klima geprägt und Kälteschlaf (Lübbe) ist dafür ein einprägsames Beispiel. Der Autor verbindet geschickt verschiedene Zeitebenen miteinander, indem er dem Schicksal Marias die durch eine familiäre Katastrophe geprägte Jugend Erlendurs gegenüberstellt. Überhaupt ist hier viel von zutiefst beschädigten Seelen die Rede. Denn Erlendurs Unfähigkeit, seine Ehe aufrecht zu erhalten und seinen Kindern ein emotional zugewandter Vater zu sein, erklärt sich aus seinen frühen Erlebnissen, was wiederum die Kinder psychische Verletzungen davontragen lässt. Ein vielschichtiger Krimi aus einer rauen Welt, in der die Geister ein Wörtchen mitzureden haben.

 

 

Parma in Dunkelheit

Parma in einem heißen Sommer schwitzt Gewalttätigkeit aus. Ein Banküberfall mit Einwegspritzen und Schlägereien bringen die Polizei an den Rand ihrer Einsatzfähigkeit - und dann raubt auch noch jemand einem stadtbekannten, allgemein beliebten Straßenmusikanten das Akkordeon. Commissario Soneri verabscheut wieder einmal die gesamte dumme Menschheit, die Schwüle und seinen Job. Aber es kommt schlimmer. Ein Boutiquenbesitzer wird tot in seiner Wohnung aufgefunden, man hat ihn offensichtlich gefoltert. Soneri erfährt, dass der Mann aus Kalabrien stammte, dass seine Geschäfte nicht gut gelaufen sind und er sich Strichjungen mit in die Wohnung nahm. Zur Begleichung von Schulden scheint der Ermordete auch mit Kokain gehandelt zu haben. Eine Verbindung zum organisierten Verbrechen scheint mehr als nahe liegend. Aber auch da, muss Soneri feststellen, haben sich die Zeiten gewandelt. Es sind neue Bosse aufgetaucht, der Frauenhandel und der Drogenmarkt sind in der Hand der Albaner, die durchsetzungsfähiger, sprich brutaler sind als die Ganoven alten Schlages. Der Moralist Soneri sieht seine Stadt immer mehr verkommen. „Er hatte das Gefühl, einen Apfel vor sich zu haben, der von innen vor sich hin faulte." Soneri weiß, dass sich einflussreiche Bürger an den illegalen Machenschaften bereichern. Leute, die zu einflussreich sind, als dass ihnen Soneri etwas anhaben könnte. Das Gefühl der Ohnmacht und Vergeblichkeit taucht die Geschichte sozusagen in Sepia. Hier wird nichts mehr ins Gleichgewicht gebracht, die unheilbaren Wunden bleiben unversorgt und der traurige Anti-Held flüchtet sich in den Schlaf. Mit leeren Händen (rororo) ist eine eindrückliche Geschichte; der bisher düsterste Krimi eines zu Unrecht ein wenig unterschätzten Autors. 

Demnächst!

Auch im Urlaub, da erst recht, wird gelesen. Unter etwas widrigeren Umständen. In den Regenwäldern von Sumatra gebricht es manchmal an Strom in Quartieren, die garantiert noch kein westlicher Tourist gesehen hat. Macht nichts. Lesen geht auch mit Taschenlampe - sofern man damit nicht Massen von potentiell malariaübertragenden Stechmücken anzieht. Wogegen wiederum möglichst viele Geckos an den Wänden nützlich sind. Ist es die etwas unbequeme Prozedur- Taschenlampe zwischen Schulter und Hals eingeklemmt, Körper a la Mumie im Seidenschlafsack eingewickelt-,  oder die schwülfeuchte Luft, irgendwie scheint man intoleranter gegenüber belanglosen Texten zu sein. Manches wurde bloß angelesen, gelangweilt auf den Boden zu den Kakerlaken  geworfen und zwecks Fluggepäckgewichtsverminderung dort belassen. Habent sua fata libelli. Was sich lohnt und was nicht: demnächst!
 

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