März 2011 Archives

Harter Knochen

Das Grundmotiv ähnelt dem von „True Grit": auch in Winters Knochen von Daniel Woodrell (liebeskind) geht es um ein Mädchen, das in der Familie plötzlich den Ernährer ersetzen muss. Als einziges handlungsfähiges Mitglied steht die 16jährige Ree vor dem Problem, die zwei jüngeren Brüder und die kranke Mutter durch den bitteren Winter von Missouri beringen zu müssen. Schlimmer noch, die Familie steht im Begriff, ihr Haus zu verlieren, wenn der Vater nicht  wieder auftaucht. Also muss Ree sich in der eisigen Landschaft auf die Suche machen. Nun herrscht in dieser gottverlassenen Gegend im Outback von Missouri kein biederes Landleben wie man sichs vorstellt. In den abgelegenen Tälern leben inzüchtlerische Sippen, alle mehr oder weniger schwer kriminell. Hier frettet man sich nicht mit altmodischem Viehdiebstahl durch, sondern werkt in versteckten Drogenküchen. Ein lukrativer Geschäftszweig und dementsprechend rau sind die Sitten. Da kann es schon vorkommen, dass man nach allzu insistierenden Fragen zusammengeschlagen wird. Woodrells böse , ganz wunderbar erzählte Anti-Idylle geht zwar vordergründig gut aus, aber eigentlich ist genau das noch viel deprimierender. Ein Mädchen mit Mut und Intelligenz opfert seine Lebenschancen wieder einmal der Familie.

Tief im Bergwerk

Ach du liebe Zeit, schon wieder so ein Thriller, der nach dem Dan Brown-Muster beginnt. Geheimnisvolle Gegenstände, verweisen auf geheimnisvolle historische Ereignisse, geheimnisvolle Aufzeichnungen bringen Gute und Böse auf den Weg und nichts weniger steht auf dem Spiel als das Überleben der Menschheit. Also beginnt man mit dem Debutroman Strindbergs Stern (Fischer) von Jan Wallentin halbwegs skeptisch und in der Tat entwickelt sich der Plot auch in die vermutete Richtung.  Es fängt mit der Auffindung einer Leiche in einem abgesoffenen Stollen des Bergwerks von Falun an. Das kennen wir schon aus der deutschen Literaturgeschichte: Hugo von Hofmannsthal hat darüber geschrieben, und Richard Wagner, E.T.A. Hoffmann hat von einer Leiche erzählt, die sich wegen des vitriolhaltigen Wassers da unten vollständig erhalten hat. Ein ziemlich dämlicher und noch dazu sexistischer Taucher findet in den wassergefüllten Schächten ebenfalls eine Leiche und mit ihr ein seltsames Artefakt. Der Taucher wird umgebracht, das Ankh-Kreuz aus unbekanntem Material wandert daraufhin von einem Jäger des Schatzes zum anderen. Die Schauplätze wechseln, immer wird wer von den - sehr sympathischen- Guten in allerletzter Minute gerettet. Zum  Schluss erleben wir eine Art Apotheose - aber da hat das Interesse an den allzu verschwurbelten Phantasmen schon sehr nachgelassen. Schade, denn Walletin kann anschaulich erzählen. Eine bessere Beratung für eine plausiblere Hnadlung wäre eine gute Investition.

 

Späte Gerechtigkeit

In einem (fiktiven) Dorf an der Ostküste Englands hätte man die Tragödie um das erwürgte Mädchen gern vergessen. Aber die als Mörderin verurteilte Frau, die immer ihre Unschuld beteuerte, hat sich Jahre später im Gefängnis umgebracht. Kurz danach wurde sie von einem Zeugen entlastet. Es steht fest, dass die Ermittler damals schlampig und voreingenommen waren. Eine ungeschlachte Kommissarin, geplagt von Ekzemen  und Neigung zum Alkohol aber mit einem scharfen, sarkastischen Verstand  wird aus einem anderen Landesteil in das öde Dorf geschickt, um den Fall noch einmal aufzurollen. Die etwas gelangweilte junge Mutter, die sich in erotischen Tagträumen über ihren Nachbarn verliert und sich an den  Mord an ihrer einzigen Freundin erinnert, wird wieder mit der eigenen Geschichte konfrontiert.  Abigail war schlau, manipulativ und verwöhnt - wen hat sie derart zur Weißglut gebracht, dass sie erwürgt wurde? Opferschuld (rororo) ist nicht auf spekulative Grausamkeiten ausgerichtet. Ann Cleeves nähert sich ihren Figuren behutsam. Sie nimmt sich viel Zeit, vermeidet aber klugtuerische Psychologisierungen. Ein feiner, stimmungsvoller Krimi!

 

 

 

 

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