November 2011 Archives

Absturz

„Es hatte einen Crash gegeben. Der Nachtredakteur sah die Meldung ganz obenauf seinem Schirm". Die Pilotin hatte ihren Kampfjet, die Viper verloren. Sie hängt an ihrem Fallschirm in den Bäumen, die F-16 versinkt im Potomac. Da sich der Absturz über Washington abgespielt hat, ist man auf möglichste Geheimhaltung bemüht. Denn die Ursache des Absturzes ist unerklärlich. Man will die Pilotin offenbar aus dem Weg haben, sie wird auf einen Einsatz nach Afghanistan geschickt. Die Geschichte um die Pilotin ist der eine Strang des Romans. Der andere befasst sich mit der Rolle der Medien und des Geheimdienstes. Aufdecken oder verheimlichen, Falschinformationen veröffentlichen, - was nützt wem? Vom Ruhm der Aufdecker von Watergate träumt so mancher Volontär, die Frage ist nur wer in der Redaktion der Washingtoner Zeitung welche Ziele verfolgt. Die Journalistin Lorraine Adams ist Pulitzerpreisträgerin, also erwartet man sich von diesem Thriller eine gewisse Qualität. Die Innenansicht einer mächtigen Medienmaschinerie und deren Verhaberung mit der Politik und dem Militär ist auch ganz interessant, allerdings bleibt der Text sprachlich unbefriedigend und die hektischen Wechsel der Schauplätze erwecken den Eindruck eins Hybrids, der nicht so recht zu einem stimmigen Ganzen verschmelzen will (Crash, Arche).

 

 

 

 

Üppige Finsternisse

Das ist ja wie Weihnachten und Ostern zugleich: erst einmal ein Splatter-Cover mit der obligat spärlich bekleideten Blondine in Nöten, dann eine grausige Mordorgie im Herz der Finsternis. Herr Taylor und seine schändenden und mordenden Spießgesellen in Liberia- da ist schon keine Steigerung mehr möglich. Dann scheint der Text auf einmal ins Seriöse zu kippen. Ein kleiner Junge hat sein Sparschwein geschlachtet um Gill, einen Ex-Söldner und Ex-Stasi-Agensen dazu zu bringen, seinen verschwundenen Kater zu finden. Eine läppischer Auftrag, aber Gill tut das Kind leid und er macht sich auf die Suche. Nun ist der vermisste Kater schwarz und da tun sich allerlei Vorahnungen auf. Nicht nur Pharmafirmen senden Tierfänger aus, um gutgenährte Stubentiger einzusammeln und für ihre nicht genehmigten Versuche zu missbrauchen, auch Anhänger finsterer Satanskulte bauen die schwarzen Katzen gern in ihre Rituale ein. Weiter geht es mit einer Schwarzen Messe in der Huysmans und Co zitiert werden, Aleister Crowley darf nicht fehlen und nebenbei geht noch eine attraktive Kommissarin verloren (siehe Cover!). Bei Dortmund wird ein Massengrab gefunden und ein Schloss in Österreich hat nur für ganz bestimmte Gäste offen. Schau an, auch Dr.Trash taucht wieder aus der Versenkung auf. Irgendwie mit der Ostbahn-Partie verbandelt und mit dem  verstorbenen Günter Brödl ist der Typ höchst verdächtig. Er macht auf Nebendarsteller, den man nur flüchtig aus dem Augenwinkel wahrnimmt, aber wetten, der Dr.Trash wird sich nicht so einfach verflüchtigen... (Martin Compart greift in Die Lucifer - Connection in die Vollen! (Evolver Books, Wien).

Unterirdische Parallelwelten

Erst einmal passiert in einer sehr realen Welt ein Unfall, bei dem die schwangere Freundin des Helden Ivo Berg ihr Kind verliert und sich das Paar trennt.

Dann wird die Geschichte zunehmend phantastischer, denn Ivo, der sich nach dem tragischen Ereignis zu einer Art Baumflüsterer entwickelt hat, begibt sich auf eine Quest. Nicht aus eigenem Antrieb, -eine Pharmafirma schickt ihn auf die Suche nach  dem Gral, diesfalls einer geheimnisvollen Lärche, der wunderbare Heilkräfte zugeschrieben werden. Es entspinnt sich eine Aventüre, welche, wie es sich gehört, an einen unbekannten Ort führt.

Der Eintritt in die verborgene unterirdische und künstlich beleuchtete Stadt ist nur den dafür bestimmten Menschen erlaubt. Diese Stadt entzieht sich aller oberirdischen Verwaltung und Gerichtsbarkeit. Die Bewohner haben sich die Regeln des Zusammenlebens selbst gegeben. Ivo beginnt den Abstieg in die Unterwelt und wie in jeder anständigen Aventüre findet sich nach vielen Hindernissen auch die verlorene Geliebte Lilli wieder. Es ist also ein traditionsreiches Muster nach dem Heinrich Steinfest seinen phantastischen Roman Die Haischwimmerin (Piper) konstruiert. Er macht das sehr verspielt indem er Versatzstücke aus den Mythen neu zusammensetzt, und mit schwarzem Humor begleitet. Krimi ist das keiner,  auch wenn es so am Cover steht. Der Autor „erklärt" mit diesem Band die Vor-Geschichte seiner Hauptfiguren, die bereits aus den anderen Büchern bekannt sind und übt sich dabei in der ihm eigenen Skurrilität, die sein Markenzeichen geworden ist.  

Finstere Emanzipation

Zwei Frauen, eine davon eine Polizistin, werden von einem Unbekannten angegriffen. Die Polizistin überlebt, weil sie noch ihren Partner, Inspecteur Paul Vegter alarmieren kann, die Studentin stirbt. Beide Frauen sind rothaarig, sonst ist keine Verbindung zwischen den Opfern auszumachen. Der Aggressor hat der Polizistin und der toten Studentin  Nummern in den Bauch geritzt. Ist das ein Auftakt zu Serienmorden?

Die Holländerin Lieneke Dijkzeul hat einen schön- fiesen Thriller geschrieben: die dritte Frau, eine betuchte, rothaarige Galeristin schöpft den Verdacht, dass sie als nächste auf der Liste des Mörders steht und versucht, sich zu wappnen. Das gegenseitige Belauern von Täter und Opfer erzeugt Spannung, die den ganzen Text bis zum Ende trägt. Die  große Frage ist: wird die verwöhnte, unselbständige aber argwöhnische Frau es schaffen, aus ihrer rosa Welt herzauszutreten und sich rechtzeitig zu wehren? Vor dem Regen kommt der Tod (dtv) kann man auch als Beispiel einer sehr  finsteren, aber lebensnotwendigen Emanzipation lesen.

 

 

 

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