Februar 2009 Archives

25.02.09

Parallel zu Veit Heinichens Veröffentlichung seines neuesten, aber bei weitem nicht besten Krimis Die Ruhe des Stärkeren (Zsolnay) gibt es unschöne Begleitmusik. Wie die FAZ berichtet, ist der Autor seit einem Jahr Opfer einer Rufmordkampagne. Ein Unbekannter bezichtigt Heinichen der Pädophilie, es kursieren Briefe und Rundschreiben mit erfundenen „Informationen". Es ist nicht unwahrscheinlich, dass diese Verleumdungen die Antwort auf Heinichens allzu realistische Kriminalromane sind. Die besondere geopolitische Lage seiner Wahlheimat Triest mit den speziellen Gegebenheiten nicht nur im neuen Buch ein Grundthema. Landentwickler, die die Küstenstriche aufkaufen und dann im Verein mit den örtlichen Politikern enorme Gewinne machen, Korruption und Schmuggel werden angeprangert und da könnte Heinichen einigen Lokalgranden schon seit einiger Zeit auf die Zehen getreten sein. 

23.02.09

John Rain, der Auftragskiller aus Tokyo ist wieder unterwegs. In Barcelona gibt er den harmlosen Touristen und trifft die Geliebte Delilah, die für den Mossad arbeitet. Die amouröse Auszeit dauert nicht lang, denn Rain trifft Vorbereitungen für eine gefährliche Reise. Er hat erfahren dass seine Ex Midori mit der ihn eine furiose Hassliebe verbindet, in New York untergetaucht ist, und dort den gemeinsamen Sohn hütet. Das haut auch einen hartgesottenen Knochenbrecher um und Rain mutiert kurz zum sentimentalen Möchtegern-Papa. Midori samt Anhang ist der Köder, der Rain die Falle locken soll. Ein Yakuzaboss hat noch eine Rechnung mit ihm offen und  seine Häscher warten nur darauf, dass Rain in New York auftaucht. Der ist aber auch nicht von gestern und beschließt, die seit neuestem zusammenarbeitenden, aber stetig mit Misstrauen erfüllten japanischen Yakuza und die chinesischen Triaden aufeinanderzuhetzen. Herauskommen sehr farbige Gemetzel; am Meeresstrand und in Sexclubs amtiert ein Freund als Scharfschütze und Rain übt sich im Flughafenklo in diversen  Nahkampftechniken. Vor allem letztere fallen drastisch aus, kann doch Autor Barry Eisler als hochrangiger Judoka  auf entsprechende Fachkenntnis zurückgreifen. Riskante Rückkehr (fischer) ist ein Thriller, der Spaß macht und da John Rain ziemlich viel Glück hat, können wir doch hoffen, ihm noch öfter zu begegnen!

18.02.09

Das rabenschwarze Drama Kap der Finsternis (Tropen) ist nichts für zarte Gemüter. Roger Smith, bislang im Filmgeschäft tätig, zeigt in seinem ersten Krimi die dunklen Seiten seiner zweigeteilten Stadt. Im Reichenviertel am Signal Hill ist gerade die Familie Burns aus Amerika angekommen und hat eine großzügige Villa gemietet. Vater, Mutter und Sohn sitzen beim Abendessen. Burns' Frau steht kurz vor ihrer zweiten Entbindung. Da kommen zwei mit Drogen vollgepumpte Schwarze ins Wohnzimmer und  haben ganz offensichtlich nicht nur vor, die Familie zu berauben, sondern auch die hochschwangere Frau  zu vergewaltigen. Pech für die Typen, denn Burns hat im Desert Storm schon ganz anderen Leuten das Licht ausgeknipst. Die Gangster enden unschön. Burns bringt ihre Leichen auf eine unbebaute Fläche in den Cape Flats wo sich kein Mensch aus dem Ghetto wundert, wenn da zwei Leichen herumliegen. Das alles passiert auf den ersten Seiten des  Romans und der Autor hält dieses Tempo bis zum Schluss durch. Der smarte schwarze Beamte, der gegen Korruption vorgeht, der fette widerliche Burenbulle Barnard, rassistisch, sadistisch und christlich-fundamentalistisch, bestechlich und so ohne jede Moral, dass er ohne Hemmung farbige Kinder erschießt, die drogenabhängige  Slumbewohnerin die von ihrem Mann verprügelt wird und anschaffen geht, der ehemalige Knastbruder der sich demütigen lässt, um seinen miesen Job zu behalten, - das alles sind beinahe modellhafte Figuren und dennoch kreiert Smith daraus beängstigendes Opus, inklusive blutigem Show-Down und überraschender Wendung.

17.02.09

Eine deutsche Landschaft mit Fabriken, Schlachthaus und Bunkern aus dem Zweiten Weltkrieg ist die postapokalyptische Kulisse für eine grausame Kindergeschichte. Obwohl, Kinder kann man die Protagonisten, eine Gruppe von Jungen, eigentlich nicht nennen. Es sind eher kleine Bestien, die zu Monstern heranwachsen. Die zerstörte Landschaft ist eine Spiegelung der devastierten Seelen für die es keine schlüssige Erklärung gibt. Was die Jugendbanden dazu bewegt, gegnerische Gruppen nicht nur zu verprügeln sondern die "Feinde" auch zu foltern, notfalls umzubringen und das ohne alle Hemmungen, bleibt doch einigermaßen rätselhaft. In den schmalen Band Nebenan ein Mädchen (Jens Seeling Verlag) beschreibt Stefan Kiesbye erschreckend konsequent eine Welt ohne moralische Grundsätze. Die Kinder beobachten ihre Erzeuger beim Fremdgehen, schaun im Schlachthof zu, erpressen die Erwachsenen, die in ihrer Heuchelei und Gleichgültigkeit keine Vorbilder sein können. Als die Gruppe ein eingesperrtes, zurückgebliebenes Kind entdeckt, das sich nicht artikulieren kann wird es zu so etwas wie einem Maskottchen. Die lakonische Sprache in der der in Los Angeles lebende Autor diese Ungeheuerlichkeiten erzählt erzeugt eine hyperrealistische Atmosphäre, die ganz leicht ins Irreale kippt. In den meisten Krimis wird schlussendlich ein Verbrechen aufgeklärt, handelt es sich hier überhaupt um einen Krimi? Ist das nicht eher ein „Entwicklungsroman " auf 110 Seiten? Sehr befremdlich, aber lohnend!

15.02.09

Kartenspiel ist von Übel, das steht von Anfang an fest. Es läuft etwas zäh an, die Geschichte des biederenStudenten Giorgio aus Bari, der eifrig seine Jus-Prüfungen absolviert und eine Freundin aus gutem Haus hat. Doch da begegnet Giorgio dem Falschspieler Francesco, der ihn in seine fremde, aufregende Welt zieht. Giorgio lässt Studium und fade Freundin sausen und lernt stattdessen Kartentricks. Man fährt nachts zu privaten Treffen und sahnt kräftig ab. Bald kommt der Student auch mit den brutaleren Seiten des Geschäfts in Berührung. Leute, die ihre Spielschulden nicht bezahlen können, müssen energisch eingeschüchtert werden. Giorgio, geschickt von seinem "Freund" manipuliert, schwankt zwischen Abscheu und Lust an der Macht über andere Menschen. Der Leser wartet auf die Katastrophe, die lässt lange auf sich warten. Parallel zum bürgerlichen Trauerspiel  wird eine zweite Geschichte erzählt. Die handelt von einer Serie unaufgeklärter Vergewaltigungen und einem psychisch unstabilen Ermittler. Wie das alles zusammenhängt, wird schließlich wenig überraschend enthüllt. Nicht der beste Krimi von Gianrico Carofiglio, - Die Vergangenheit ist ein gefährliches Land (Goldmann) ist ein zivilisiertes  Porträt eines beeinflussbaren Dummkopfs mit leicht moralisierendem Touch.

11.02.09

Eine ehrgeizige Journalistin schreibt eine Enthüllungstory über finnische Sportler, die sich dopen. Das kommt nicht gut an. Bald darauf wird Jutta  in einem Autounfall mit Fahrerflucht verwickelt. Ihre Behauptung, dass ein anderer Wagen sie absichtlich gerammt habe, nimmt man nicht ernst. Dann wird ein Sportfunktionär vergiftet. Die Journalistin glaubt, dass der Anschlag ihr gegolten hat. Als ihr Auto in die Luft fliegt, glaubt auch die Ermittlerin Maria Kallio, dass Jutta nicht paranoid ist. Abgesehen von der Krimihandlung die die Entlarvung des Täters zum Zwecke hat, beschreibt die Finnin Leena Lehtolainen ein Problem, das von den allermeisten nordischen Krimiautorinnen ausgiebig thematisiert wird: Maria Kallio wird dauernd vom schlechten Gewissen gequält, weil sie es kaum schafft, Mutterrolle  und Beruf halbwegs zu vereinen. Die Familie und ihre unregelmäßigen Arbeitszeiten sind einfach unvereinbar und Maria balanciert immer am Rande des Zusammenbruchs. Das ist sehr anschaulich und Auf der falschen Spur (Kindler) auch nicht zuletzt deshalb lesenswert - auf immerhin über 400 Seiten.

ZUM AUFTAKT

In der Zeit zwischen den Jahren war ja nicht viel los im Krimigenre. Wir warten auf den Frühling. Und die ersten Vorboten sind schon da. Zum Beispiel der neue Richard Stark alias Donald E. Westlake.
Der brandneue Band Keiner rennt für immer (Zsolnay) ist insofern kurios, als er die Vorgeschichte zum 2008  herausgekommenen Krimi Fragen sie den Papagei ist. Keiner rennt für Immer erzählt die Geschichte eines danebengegangenen Bankraubs. Am Ende flüchtet Starks „Held" Parker in den Wald und dort lässt ein zynischer Zufall Zwei zusammenkommen, die zueinander passen wie Schloss und Schlüssel. Fragen sie den Papagei beginnt mit Parkers überstürzter Flucht vor Polizisten mit Spürhunden. Er trifft Tom Lindahl, der auf Kaninchenjagd ist. Aus einem Impuls heraus nimmt der den Gejagten mit zu seiner Hütte. Parker wird als alter Freund auf Besuch vorgestellt und beteiligt sich bei der - natürlich erfolglosen-  Suche sich selbst. Lindahl erzählt ihm von einem lang gehegten Racheplan. Er war jahrzehntelang der treue Diener auf einem ländlichen Rennbahnbetrieb, bevor er schnöde entlassen wurde. Jetzt plant er, die Kassa auszuräumen und dann irgendwo ein neues Leben anzufangen. Da kann Parker mit seinem Know-How dienen, denn Parker ist ein Profi, der andere bloß ein Amateur. Parker, der Mann ohne Vornamen ist ein Mensch ohne Moral und nahezu ohne Emotionen, sozusagen ein Modell- Psychopath. Er tut was notwendig erscheint, um nicht gefasst zu werden und wenn es dazu nötig ist, einen möglichen Verräter umzulegen, macht er das eben. Nur, der Rest des Redneck-Personals ist auch nicht besser, sondern genauso bösartig wie Parker, bloß viel dümmer. Als Sympathieträger ist hier sowieso keiner zu gebrauchen und so zwingt Stark seine Leser dazu, am Ende dem Psychopathen die Daumen zu drücken. Starks böser Witz kulminiert in der titelgebenden Papagei-Szene, die vom Feinsten ist was schwarzer Humor zu bieten hat. Gut, dass Stark seinen lakonischen „Helden", den er 1962 das erste Mal vorgestellt hat, nach jahrzehntelanger Pause wieder auftreten ließ. Wer mit Stark noch nicht Bekanntschaft geschlossen hat, lese am besten  zuerst den neuen Band, dann den „Papagei". Der Zslonay-Verlag wird die gesamte Parker-Serie in umgekehrter Reihenfolge und mit brillanten Übersetzern bringen; der erste Parker-Band erschien im Jahr 2000. Wir können uns also noch auf sechs Folgen freuen. Und dann ist endgültig Schluss. Donald Westlake starb am letzten Tag des Jahres 2008. Ein echter Verlust.
Simon Beckett hat das männliche Pendant zu Tempe Brennan oder Kay Scarpetta erfunden: David Hunter, ist Brite, forensischer Anthropologe und macht in Leichenblässe (Wunderlich) einiges mit. Hunter, nach einem Messerattentat eben erst genesen, aber seelisch noch immer verwundet, reist zu Kollegen nach Amerika. Er braucht einen Tapetenwechsel und den sucht er ausgerechnet auf einer von Wissenschaftlern betriebenen Body Farm in Tennessee. Beckett produziert Grauen in großem Stil. Bei dem Overkill an Leichen in diversen Verwesungsstadien, detailgenau beschrieben, sodass das Ganze schon reichlich surreal wirkt, ist immerhin noch tröstlich, dass diese Leute zu Lebzeiten ihren Körper der Forschung gewidmet haben und wenigstens nicht eines gewaltsamen Todes gestorben sind. Das ist aber nicht der Fall, als Hunter von seinem alten Freund und Lehrer Tom Liebermann um Mithilfe gebeten wird. In einer Ferienhütte im Wald wird die grässlich verstümmelte und von Maden zerfressene Leiche eines Unbekannten gefunden. Irgendetwas stimmt da nicht, denn die Daten, über die die Forensiker brüten, passen nicht zusammen. Ein extremer Narziss versucht anscheinend, die Ermittler vorzuführen, indem er subtile Spuren hinterlässt. Hunter, seiner selbst nicht sicher, gerät dauernd in innere Konflikte und streitet mit den amerikanischen Kollegen, die ob der Einmischung des Briten nicht erbaut sind. Beckett beweist Talent für schaurige Szenen, etwas weniger täte es auch., aber er hat garantiert wieder einen Bestseller gelandet. Was mit „Die Chemie des Todes" und „Kalte Asche" funktionierte, wird auch diesmal wieder hinhauen.
Mit ein bisschen vielen Toten ist auch der nagelneue Erstling Sorry (Ullstein) von Zoran Drvenkar garniert. Vier Freunde, bislang eher erfolglos als Ich-AG dahinvegetierend, haben eine grandiose Geschäftsidee. Sie gründen die Agentur „Sorry". Bei der kann man Entschuldigungen, die einem peinlich sind in Auftrag geben. Zum Beispiel, wenn man jemanden zu Unrecht entlassen hat. Dann schickt man einen Mitarbeiter von „Sorry" mit entsprechendem finanziellem Trostpflaster los und die Sache ist erledigt. Diese ungewöhnliche aber sehr erfolgreiche Dienstleistung ruft einen Kunden auf den Plan, der das Geschäft mit dem guten Gewissen ad absurdum führt. Die Leute von der Agentur werden in die Wohnung einer brutal hingerichteten Frau gelockt. Der anonyme Auftraggeber verlangt, dass man sich im Namen des Mörders bei der Toten entschuldigt; bei Nichterfüllung des Vertrages wird den Familien der Agenturmitarbeiter Furchtbares angedroht. Was jetzt? Die Polizei rufen oder  den Auftrag ausführen und die Leiche verschwinden lassen? Erwartungsgemäß entzweien sich die Freunde, die Extremsituation wird immer absurder. Der Autor geizt nicht mit Todesfällen und vorläufigen Begräbnissen, erschwert jedoch das Lesen durch allzu hektisches Wechseln der Zeitebenen und Perspektiven. Man braucht erst einmal eine längere Orientierungsphase, um den Faden der Ariadne durch das verzwickte Psycholabyrinth zu finden, das recht überfrachtet wirkt. Als Idee ist das für einen Newcomer ganz hübsch, etwas noch Überdruck rauslassen, dann passts.
Allzu simpel kommt hingegen der Thriller Die Totengräberin von Sabine Thiesler (Heyne) daher. Die Bobos Magda und Johannes aus Deutschland haben sich ein Landhaus in der Toskana gekauft. Doch statt die Landidylle zu genießen, wälzt Magda einen finsteren Plan. Sie weiß, dass Johannes sie betrügt und bereitet ihm eine unbekömmliche Frühstücksmilch zu. Der Mann wird im Gemüsegarten entsorgt und bekommt ein Olivenbäumchen draufgepflanzt. Wie das so ist, bleibt es nicht bei einem Toten. Denn da ist noch der Schwager und einer, der zu neugierig ist und so weiter. Das ist ganz nette Unterhaltung - aber nicht mehr.
Eher schmalbrüstig kommt auch der neue Thriller von Simone van der Vlugt daher. Rettungslos  (Diana) erzählt die Geschichte eines irren Gefängnisausbrechers, der eine Frau und ihr Kind als Geiseln nimmt und in deren Haus gefangenhält. Der Mann hatte einstens seine gesamte Familie ausgerottet und wenig Hemmungen, seine Geiseln ebenfalls zu töten. Ein sehr voraussehbares Kammerspiel einer Autorin, die auf Familiendramen spezialisiert ist.
Wer Lust hat, die etwas ausgetrampelten Pfade vorhersehbarer Quotenrenner zu verlassen, findet auch abseits des Weges hübsche Überraschungen. Vito von Eichborn gibt bei der Books on Demand GmbH die Reihe Edition BoD heraus. Das funktioniert so: wer immer glaubt, der Welt etwas mitteilen zu müssen, kann da bekanntlich ohne allzu viel Aufwand sein eigenes Buch produzieren Lassen. Vito von Eichborn fungiert als Spürhund und  sucht aus den mittlerweile  rund 100 000 Titeln diejenigen heraus, die ihm interessant erscheinen. Befürchtungen, dass sich die Hanni Tant' jetzt endlich die Romanze von der Seele schreibt, die sie  ihr ganzes Leben lang nicht gehabt hat, oder irgendwelche peinlichen Machos, die für die Veröffentlichung Rambophantasien zahlen, versehentlich am Nachtkastl landen, sind bei der Auswahl von Eichborn natürlich unbegründet: Eric Goffin ist so ein erfreuliches Fundstück. Hinter dem etwas sperrigen Titel Wahrheit ist ein wegloses Land (BoD) verbirgt sich ein erwachsener Krimi. Detailreich ausgemalt, wird ein abgelegenes französisches Dorf in der Provence geschildert, in dem eine „verdächtige" Landkommune die Idylle stört. Man weiß ja, was die so treiben, Sex, Drogen und Schlimmeres was sich ein anständiger Landbewohner gar nicht auszumalen traut. Der einheimische Ordnungshüter hat das fröhliche Völkchen  ebenfalls im Visier. Endlich gibt es einen Anlass, das ganze Gesindel zu vertreiben: Ein kleines Mädchen aus dem Dorf wird ermordet aufgefunden. Unglücklicherweise hat ein Mitglied der Kommune kurz zuvor mit dem Kind Memory gespielt. Die Volksseele kocht. Der verdächtige Anführer der Kommune wird ein bisschen misshandelt bis er „gesteht". Die Front National nimmt sich des Falles an und fordert in gut organisierten Demos härtere Strafen für Kindermörder. Eine unheilvolle Dynamik entsteht, die sich nicht mehr aufhalten lässt, der Druck der Straße wächst, Zeugen werden manipuliert. Goffin betrachtet das Geschehen auf mehreren Ebenen: eine geheimnisvolle Rolle spielt ein zugezogener Arzt, der für die Front National arbeitet und dessen Vergangenheit recht mysteriös erscheint, jedenfalls aus der Perspektive seiner Angestellten, die ihrerseits eine merkwürdige Biografie hat. Man hat den Eindruck, dass dem Autor zuletzt die Fülle seiner handelnden Personen entgleitet. Aber das ist wohl so, wenn nicht die Imagination, sondern, wie in diesem Fall, ein realer Justizskandal Regie führt.
 

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