Januar 2017 Archives

Eingefroren

Kalt und kälter, - die Rede ist nicht von unserem Winter, sondern von der Arktis. Dort gerät  eine Frau die ihr Geld als Touristenführerin verdient, in ein Drama das mit ihrer verstorbenen Familie zu tun hat. Nun ist die Arktis groß hat aber den Vorteil, dass es da nur sehr wenige Menschen, sprich Verdächtige gibt, die die junge Frau auf der Eispiste des zugefrorenen Flusses sterben ließen. Die Einheimischen sind nicht gerade Plaudertaschen, die Ermittler brauchen viel Zeit und das Ganze spielt in einer exotischen Landschaft, die sowohl atemberaubend als auch gefährlich ist. Schlittenhunderennen und Schamanen, Karibus und Eiskeller- ist es beruhigend oder beunruhigend, dass, egal wo auf dem Planeten, die Menschen von denselben niederen Motiven getrieben werden? Bernadette Calonego: Die Fremde auf dem Eis, Edition M

Schlauer, schneller, stärker

Marc Elsberg dekliniert in Helix (Blanvalet)) alles durch was die Biotechnologie zu bieten hat und bieten wird können. Beunruhigenderweise handelt es sich bei diesem Thriller um Science-Fiction, von der wir nur noch einen Hauch entfernt sind. Nach der Entwicklung von CRISPR , der Einfachheit halber „Genschere" genannt, tun sich neue Möglichkeiten der Gentechnik auf, wobei die Manipulationen gar nicht nachweisbar sind.

Doch der Reihe nach: ein Minister der USA wird mithilfe personalisierter Viren umgebracht. Gleichzeitig gibt es in Afrika Flecken, auf denen die Feldfrüchte Dürre und Schädlingen trotzen. Ein Paar entschließt sich zu einer künstlichen Befruchtung und bekommt ein Optimierungsangebot für ein perfektes Kind. Soll man, falls das möglich wird, ein solches Angebot annehmen? Einen Vorsprung für den Nachwuchs im bösen Konkurrenzkampf werden sich doch auch andere Eltern wünschen? Und was werden optimierte Kinder von ihren vergleichsweise neandertalerartigen Eltern halten? Bei der Saatgutoptimierung könnte ein philanthropischer Guerilla am Werk gewesen sein. Aber zu glauben, dass sich die großen Saatgutkonzerne ein Milliardengeschäft entgehen lassen würden, muss schon sehr weltfremd sein. Elsberg dekliniert alles durch und lässt auch den Bioterrorismus nicht aus. Eins steht fest: ein neuer Michael Crichton wird er keiner. Da müsste man sehr viel besser schreiben können. Zudem war offenbar das gesamte Lektorat auf Urlaub, wenn man es dringend gebraucht hätte.

Fest steht auch: Wenn dann irgendwelche Wichtigtuer von einer von einer Zukunft mit Industrie 4.0 raunen, bekommt man einen Lachkrampf. Leute, die Zukunft spielt ganz woanders.

 

Horror aus Island

Es ist eine klassische Situation: eine Gruppe von Menschen gerät vom

Weg ab und findet Obdach in einem sinistren Haus. Egal ob Hänsel und Gretel, oder Brad und Janet, die auf Dr.Frank N.Furter treffen, -

sowas geht meistens nicht gut aus. Vier besoffene Ausflügler im fetten

Jeep kurven im Hochland von Island herum und finden die Piste nicht mehr. Das ist

der Ausgangspunkt von Steinar  Bragis  Hochland(DVA). Nun wesen in Island

bekanntlich Trolle unter Wasserfällen und Elfen unter Felsen. Aber mit

so traditionellem Kinderkram gibt sich Bragi nicht ab. 

In der Finsternis kracht der Jeep in ein Steinhaus und ist unrettbar

kaputt. Im Haus wohnen zwei alte Leute, die sich ob der unerwarteten

Gäste nicht gerade erfreut zeigen. Natürlich gibt es keine

Handyempfang, man ist also den beiden ausgeliefert. Oder man versucht, zu Fuß in Richtung Zivilisation zu laufen. Aber das entgleist zusehends. Erwartungsgemäß streiten sich die Paare bald- brenzlige Situationen sind der Lackmustest für die Haltbarkeit einer Verbindung. Abseits der Komfortzone funktioniert nichts mehr. Die beiden Alten in ihrer Steinfestung sind nicht wirklich feindselig, aber wie sie da in dieser Sand - und Steinwüste überleben, bleibt ein Rätsel. Geheime Zimmer, gruselig zahme Füchse und eine absolut brutale Natur plus Halluzinationen vom Feinsten, da ist man schon beinah einverstanden mit dem Klappentext: Hier wütet ein Stephen King aus Island.

Eine Verwechslung

Dana ist auf einen Pseudologen hereingefallen.  Gut immer noch besser, als ein Psychopath. Alex ist charmant und intelligent. Er erzählt die unglaublichsten Geschichten, die ihm zugestoßen sein sollen auf so überzeugende Weise, dass auch Profis ihm auf den Leim gehen würden. Alex beteuert Dana, dass er sie liebt, und dass er deshalb mit seiner Freundin Schluss machen will um saubere Verhältnisse zu schaffen.

Als es an Alex' Tür klingelt, versteckt sich Dana, um die Verflossene nicht durch ihre Gegenwart zu demütigen. Aber es ist nur einen Nachbarin- die ist zur falschen Zeit am falschen Ort. Denn es erscheint noch jemand. Ein Mann mit einer Fuchsmaske und erschießt die beiden. Offenbar wollte der Fuchsmann eigentlich Dana umbringen. Sabine Kornbichler hat sich einen hübschen Plot ausgedacht. Und

wenn man die Leute, die einem so im Laufe des Lebens begegnet sind, Revue passieren lässt kommt man locker auf etliche  Pseudologen. Und auf Frauen, die solchen Typen alles geglaubt haben. Insofern ist  Wie aus dem Nichts (Piper) auch eine ganz gute Nachhilfe in Sachen Instinktschärfung.

 

Worte und Ruinen

Es ist sonderbar, um wieviel eindrücklicher literarische Schilderungen sein können - im Gegensatz zu den Bildern, die uns täglich überfluten. Beispiel: Mechthild Borrmanns Trümmerkind (Droemer). Sie schildert den Hungerwinter 1946/47 im zerbombten Hamburg. Es ist ganz normal, dass man den Erfrorenen die Kleidung auszieht, weil man sonst selbst erfrieren müsste, es ist normal, dass Menschen verhungern, es ist normal, dass Kinder in den Ruinen nach Feuerholz und Metallresten suchen. Das bleibt im Gedächtnis, weil es so lapidar und genau beschrieben ist. Leider lesen die heutigen Wohlstandsverwahrlosten nicht. Manchmal sagen Worte mehr als Bilder.

 

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